Kandidatin Anna Klie "Ich möchte langfristig künstlerisch Arbeiten"

BONN · Vormittags, kurz vor 10 Uhr im großen Saal der Beethovenhalle: Wenige Zuhörer verlieren sich im riesigen, ein wenig unterkühlten Saal. In dessen Mitte: drei lange Tischreihen für die Mitglieder der Fachjury Flöte, die in wenigen Minuten über Top oder Hop der insgesamt 27 Teilnehmer der ersten Runde in der Kategorie Flöte beim Deutschen Musikwettbewerb (DMW) entscheiden.

Doch noch herrscht gespannte Ruhe. Nur eine Pianistin, die den Teilnehmern ohne eigenen Begleiter gestellt wird, spielt sich ein, letzte Unterlagen werden geordnet. Im Foyer der Südtraktes herrscht geschäftige Ruhe. Das Organisationsteam in seinem Büro direkt am Eingang trifft letzte Vorbereitungen.

Aber aus allen Richtungen hört man hinter verschlossenen Türen Musik hervorquellen. Schon jetzt ist Alltag eingekehrt beim Deutschen Musikwettbewerb in Bonn, Teilnehmer um Teilnehmer spielt den Jurys vor und jeder hofft auf ein Weiterkommen.

Es ging pünktlich los: Um 10 Uhr betritt die erste Flötistin die Bühne. Interessantes Detail am Rande: Die Konkurrenz ist fast ausschließlich weiblich, nur ein einziger Mann hat sich zu den Flötistinnen verirrt. Helen Dabringhaus spielt mit ihrem Begleiter ein Rondo von Wolfgang Amadeus Mozart und solistisch die einsätzige Sonata Appassionata von Sigfrid Karg-Elert. Das klingt alles grundsolide, wie aus einem Guss. Allerdings spielt Dabringhaus nach Noten obwohl beim DMW im Hinblick auf das aufführungspraktische Leistungsprofil von Musikern das Auswendigspiel empfohlen wird.

Daran hält sich Julia Krienke, die ein akkurates Mozart-Rondo hinlegt, bei Karg-Elerts Caprice aus op. 30 aber trotz im Großen und Ganzen respektabler Leistung ein wenig ins Trudeln gerät. Rundum makellos dagegen meistert Anna Klie das horrend schwierige Stück. Auch sonst erweist sich ihr Spiel als ausgesprochen ausgereift. Kein Wunder, schon als Elfjährige hat sie als Jungstudentin an der Musikhochschule München studiert.

Den künstlerischen Abschluss hat sie längst in der Tasche und sattelt derzeit noch ein Pädagogik-Studium mit Schwerpunkt Klavier obendrauf. "Langfristig ist es aber mein Ziel, künstlerisch zu arbeiten", sagt die nach dem Vorspiel sichtlich gelöste Klie, weshalb sie derzeit viele Vertretungen in Orchestern macht und Probespiele absolviert.

Info: Wertungsspiele heute: Beethovenhalle, 14-22 Uhr, Klavier; Augustinum, 10 bis 14 Uhr, Tenorposaune; Augustinum, 16.30-19 Uhr, Harfe. Infos: www.musikrat.de/dmw

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