Interview mit Gaby Köster "Ich war krank und mach wigger"

BONN · Gaby Köster liest kommenden Sonntag in der Springmaus aus ihrem Buch "Ein Schnupfen hätte auch gereicht". Sie war in der Serie "Ritas Welt" Deutschlands schlagfertigste Supermarkt-Kassiererin und jonglierte sich als aufrechtes kölsches Mädchen durch Soloprogramme und TV-Auftritte.

2008 kam ein Schlaganfall, und jetzt ist Gaby Köster wieder da. Am Sonntag, 3. November, liest sie in der Springmaus ab 20 Uhr aus ihrem Buch "Ein Schnupfen hätte auch gereicht".

Sie schreiben: "Ich habe beim lieben Gott angeklopft. Er hat mich zurückgeschickt." Offensichtlich hat er nach Ihrem Schlaganfall noch eine Menge mit Ihnen vor?
Gaby Köster: Ja, das muss wohl so sein, denn sonst wäre ich wohl da geblieben (lacht).

Aber lustig war die Zeit direkt danach nicht unbedingt? Zuerst gab es eine Nachrichtensperre...
Köster: Zu Recht, weil irgendwelche Zeitungen mich pausenlos verfolgten, insbesondere die Klatschblätter. Daher musste es zwangsläufig sein. Denn wenn man krank ist, dann muss man erst mal Ruhe haben, um zu genesen. Was ein Reporter dieser Blätter aber anscheinend nicht verstanden hat.

Deutschlands erfolgreichste Komikerin sah plötzlich, wie Sie schreiben, "wie ein Freak" aus? Was ging in Ihnen nach dem Koma vor?
Köster:
Ja, ich dachte im ersten Moment nur: Harte Zeiten kommen auf mich zu. Ich musste ja erst auch mal ganz langsam realisieren, was überhaupt mit mir passiert war.

Wer hat Sie in dieser schweren Zeit aufgefangen?
Köster: Das waren hauptsächlich meine Familie und Freunde, indem sie sich um mich gekümmert haben und leider auch eine Irrsinnsprüfung bezüglich Geduld hinter sich bringen mussten.

Wie reagieren die Leute, wenn Sie jetzt auf Ihrer Tournee so schonungslose Details vorlesen?
Köster: Zum Teil erschrocken. Aber ich mach' ja hinterher immer auch eine Fragerunde, und da wird das eine oder andere noch aufgeklärt. Und die Leute haben viele Fragen. Manche trauen sich zwar erst nicht, aber es kommt doch einiges bei 'rum, wenn sie mal aus dem Quark kommen. Also können die Leute, direkt bevor sie kommen, schon mal überlegen, was sie hinterher wissen wollen.

Wer kommt denn zu Ihren Lesungen? Auch die Fans Ihrer Kultserie "Rita's Welt" und der "7 Tage - 7 Köpfe"?
Köster: Das ist total gemischt, also alles irgendwie. Klar, Fans vom Buch, Fans der Programme. Einfach total bunt gemischt und jedweden Alters.

Wie schaffen Sie es, bei allem Ernst mit einem so ehrlichen Buch stehende Ovationen zu ernten?
Köster: Da bin ich, glaub' ich, der falsche Ansprechpartner. Da müssten Sie die Leute fragen, die die stehenden Ovationen vornehmen. Die sagen zwar hinterher immer, sie würden mich bewundern, aber ich frage dann wofür. Ich war krank und mach wigger und nix anderes.

Kleiner Blick zurück: Sie wurden einst von Jürgen Becker entdeckt - an der Theke.
Köster: Ja, da ich ja schonimmer und von je her schlagfertig war, hat das den Jürgen wohl beeindruckt. Und der hat dann mit mir etwas für den WDR gedreht. Und hinterher meinte er, ich sollte mal Nummern fürs Radio schreiben, für seine Sendungen, die er damals hatte. Dann war ich natürlich in etlichen Sendungen von Jürgen zu hören und hatte hinterher dann auch eigene Radio-Sendungen. Was super viel Spaß gemacht hat, weil man früher noch selber die Musik 'raussuchen konnte, was es heute leider nicht mehr gibt, weil der Computer die Musik ausspuckt, die gespielt werden soll.

Und dann ging's los mit Ihrer Karriere: Stunksitzung, Fernsehen, Gaby-Köster-Superstar...
Köster: Oha, ja, aber so waret. Soloprogramme, verschiedene Fernsehsendungen. Dann kamen halt die Anfragen, und ich konnte entscheiden, was ich mach' und was nicht, was ja auch schön ist.

Würden Sie eigentlich aus heutiger Sicht auf Ihre Erfolgsjahre etwas anders machen?
Köster: Ich würde vielleicht nicht mehr so viel auf einmal machen und mir mehr Pausen gönnen und Urlaub, damit ich nicht so unter Wahnsinnsstress stehe, wie das früher mal der Fall gewesen ist. Und das mache ich heute auch. Selbst ich bin lernfähig (lacht).

Zur Person

Gaby Köster wurde 1961 in Köln geboren und wuchs in Köln-Nippes auf. 1988 wurde sie von Jürgen Becker entdeckt und spielte sich live, im Radio und TV in die erste Reihe der deutschen Kabarett-Szene. Für Erfolgsformate wie "7 Tage - 7 Köpfe" und "Ritas Welt" erhielt sie alle bedeutenden TV-Preise. Nach einem Schlaganfall 2008 kam eine fünfjährige Karrierepause, dann ihr Buch-Bestseller "Ein Schnupfen hätte auch gereicht", mit dem sie bundesweit auf Lesereise ist.

Info

Karten für Gaby Kösters Lesung am Sonntag, 3. November, ab 20 Uhr in der Endenicher Springmaus, Frongasse, gibt es für 26 Euro in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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