Arp Museum Rolandseck Igor Levit zu Gast
ROLANDSECK · Mit "Bach war der Einzige, der die Wahrheit geahnt hat", beruft sich Igor Levit auf Claude Debussy, und es will den Anschein haben, als gäbe der 1987 in Gorki geborene, seit 1995 in Deutschland ausgebildete Pianist - ganz im Sinne Bachs - dem französischen Stil ein wenig den Vorzug vor dem italienischen. Bisweilen lässt sich bei Levits "Bach" sogar so etwas wie ein impressionistischer Zug ausmachen.
Im über Rolandseck gelegenen Arp Museum war der inzwischen längst zu internationaler Reputation gelangte Pianist, der es bei der International Telekom Beethoven Competition 2005 "nur" bis ins Halbfinale geschafft hatte, jetzt mit drei der sechs Partiten aus Bachs (gedrucktem) op. 1 zu erleben.Jede einzelne sei ein Wunder und die vierte, nicht zuletzt wegen ihrer Allemande, das größte, wie sich Levit in einem "persönlichen Wort" an sein Publikum wandte.
Diesen Satz interpretiert er in einer nahezu entrückten "quasi una fantasia"-Manier, wobei er Bachs Intention, jene Partiten zum "Erlernen gesanglichen Stils" zu nutzen, dicht auf den Versen ist. Sein Spiel überzeugt durch intellektuelle Durchdrungenheit ebenso wie durch emotionales Feingespür. Nirgends wirkt Levit "laut" oder "schnell", wiewohl Dynamik und Agogik weit aufgespannt, feinsinnig differenziert, disponiert werden, ohne das Pedal zu strapazieren.
Hier wird Bach mit seiner beziehungsreich ausgeklügelten Zahlensymbolik völlig unprätentiös dargeboten; manch einer mag sich da an die intime Intensität der Rolandsecker Bach-Abende Svjatoslav Richters erinnert gefühlt haben.