Tora Augestad im Straßenbahndepot Ihr "Mackie Messer" setzt Maßstäbe

Rhetorische Frage ans frenetisch applaudierende Publikum: "Was wollt ihr als Zugabe hören: Hanns Eisler oder Händel?" Einhellige Antwort: "Beide!" Akkordeonist Stian Carstensen verständigte sich kurz mit Sängerin Tora Augestad: "Ist das möglich?" Selbstverständlich war das möglich.

 Sängerin Tora Augestad in der Straßenbahnhalle.

Sängerin Tora Augestad in der Straßenbahnhalle.

Foto: Barbara Frommann

Das norwegische Jazz-Ensemble "Music for a while" - der Name stammt aus einer Arie von Henry Purcell - hatte schließlich gut zwei Stunden lang vor vollem Haus bewiesen, dass es die unterschiedlichsten Genres - Renaissance-Lieder, Barock-Arien, romantisches Kunstlied sowie Jazz, Tango, Blues und Jahrmarktsmusik von Kurt Weill - auf herausragende Weise zu interpretieren vermag.

Da ist zunächst die charismatische Sängerin Tora Augestad, ausgebildet im klassischen wie im Jazz-Gesang. Ihre wunderbar klarer Mezzosopran berührte vom ersten Ton an.

Mühelos alle Registerwechsel meisternd bezauberte sie als leidenschaftlich Liebende ("Surabaya Johnny", "Come again" von John Dowland) ebenso wie als sensible Erzählerin ("Der Leiermann" und "Gute Nacht" aus Schuberts "Winterreise"). Ihre charmant-lässige Version von "Mackie Messer" setzt Maßstäbe.

Das lag natürlich auch an den Ausnahme-Instrumentalisten Stian Carstensen (Akkordeon, Pedal-Steel), Mathias Eick (Trompete), Martin Taxt (Tuba) und Pål Hausken (Drums, Percussion), alle renommierte Musiker der norwegischen Jazzszene.

Gemeinsam schufen sie eigenwillige und poetische Arrangements von populärer Musik aus vier Jahrhunderten. Große Spielfreude, differenzierter Einsatz der Klangfarben, variantenreiche Rhythmik und geniale harmonische Anreicherung prägten intensive Instrumentalpassagen ebenso wie sie im Zusammenklang mit Augestads unter die Haut gehendem Gesang funktionierten.

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