Im Liebesgarten nimmt die Romanze ihren Anfang

Frühlingsgefühle in der Bonner Oper

Bonn. Tagsüber Temperaturen über zwanzig Grad, abends zur "Frühjahrsromanze", das ist ein Programm, das man sich gefallen lässt. Und so war das Bonner Opernfoyer voll besetzt, als Ute Hallaschka und Hartmut Nasdala zur Montagszeit mit Liedern und Duetten von Robert Schumann baten.

Die Sopranistin und der Bariton, beide Mitglieder des Opernchors, sind wandelnde Beweise dafür, dass Choristenpflicht und Solistenkür einander nicht ausschließen, dass also Chorgesang die Stimme nicht zwangsläufig für Höheres disqualifiziert. Zum Beispiel für das romantische Kunstlied, wie Schumann es zur Vollendung gebracht hat.

Im "Liebesgarten" nimmt die Romanze ihren Anfang, mit einem heiter-verspielten Duett, auf das mit "Ich bin ein Baum" ein zweites, dramatischer gefärbtes folgt. Werbend, kosend, seufzend, schwörend schlingen sich die beiden Stimmen in schönster Harmonie umeinander, und Christopher Arpin am Flügel hat alle Hände voll damit zu tun, zu zeigen, dass Schumanns Wortausdeutung in der Begleitung häufig über der Melodie der Singstimme steht.

Doch spätestens im Heine-Lied "Myrten und Rosen" wird klar, dass sich Nasdalas kerniger, aber etwas unbehauener und in der Höhe übersteuerter Bariton für sanftes Säuseln nur bedingt eignet. "Der Liebe Geist" poltert mehr, als dass er schwebt; dagegen kommt das kernige Timbre im humoristischen "Armen Peter" und in der Schauerballade "Belsazar" voll zum Zuge. Schön gestaltet Nasdala auch seinen Part im Eichendorff-Liederkreis: von ruhiger Sehnsucht die "Mondnacht", gespenstisch fahl das Lied "Auf einer Burg".

Der hell abgerundete Sopran seiner Partnerin, in tiefen Lagen ausdrucksstark, strahlend in der Höhe, findet sich zwar in der melancholischen Waldeinsamkeit nicht ganz so gut zurecht wie im Liebesgärtlein, aber mit dem Eichendorffschen "Zwielicht" sorgt Uta Hallaschka für die anrührendsten Momente des Liederabends.

"Dämmrung will die Flügel spreiten", sie singt es als Mahnung in friedlosen Zeiten, und ihrem Schlussruf "Hüte dich, bleib wach und munter" hätte sich niemand widersetzen können. Ohne Zugabe wollten die Zuhörer nicht in die Frühlingsnacht hinaus.

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