Kammerkonzert im Beethoven-Haus Im Spiegel der Zeit

BONN · Kammerkonzerte - zumal mit Streicherbesetzung - können recht spröde und akademisch wirken. Ganz das Gegenteil war jedoch das dritte Kammerkonzert des Beethoven Orchesters im Beethoven-Haus am vergangenen Freitag.

Die Zuhörer im fast ausverkauften Kammermusiksaal erlebten ein Konzert der Extra-Klasse: stilistisch abwechslungsreich, emotional berührend und ausdrucksvoll interpretiert. Das lag zum einen an den vier exzellenten Musikern: Liza Ferschtman (Violine), Marc Desmons (Viola), Antoine Lederlin (Violoncello) und Jonathan Biss (Klavier). Das lag zum anderen aber auch an der klugen Dramaturgie des Programms mit dem Titel "Der Spiegel der Zeit".

In fein abgestimmtem Zusammenspiel erklang zum Auftakt Franz Schuberts Streichtrio in B-Dur D 471, von dem nur das Allegro vollständig erhalten ist. Danach gab Biss eine expressive und technisch versierte, gleichwohl angenehm pathosfreie Interpretation von Ludwig van Beethovens Sonate für Klavier, e-Moll op. 90.

Vor der Pause stand die Serenade C-Dur op. 10 für Streichtrio von Ernst von Dohnányi auf dem Programm. Fünf charakteristische Sätze voller stilistischer und klanglicher Überraschungen. Ein Höhepunkt: die makellos intonierte Romanza, bei der die Viola die Melodie hat, während Violine und Cello gezupft begleiten.

Eine weitere kleine Sensation hielten die Kompositionen von György Kurtág bereit. Liza Ferschtman, Marc Desmons und Antoine Lederlin spielten mit Jonathan Biss im Wechsel eine Auswahl aus den Zyklen Signs, Games und Messages für Streichtrio und Játéko für Klavier.

Dabei handelt es sich um seit Jahrzehnten wachsende Sammlungen musikalischer Miniaturen. Bei "Virág az ember, Mijakónak" für Streichtrio gelang den Musikern ein traumhaftes, kaum noch wahrnehmbares, gleichwohl präsentes Pianissimo.

Mit dem Klavierquartett c-Moll op. 60 von Johannes Brahms setzten die Aufführenden einen grandiosen Schlusspunkt. Begeisterung im Publikum, Bravo-Rufe. Nach dem aufwühlenden Brahms wirkte die Zugabe - der langsame Satz aus Mozarts Klavierquartett in Es-Dur, KV 493 - fast ein wenig gleichförmig und vergleichsweise harmlos.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort