Beethovenhalle in Bonn Improvisation der Seele

Die Musik von Frédéric Chopin ist für die Pianistin Khatia Buniatishvili eine "Improvisation der Seele". Wie sie die zum Klingen bringt, kann man am Freitagabend beim Bonner Auftritt der Georgierin im Freitagskonzert des Beethoven Orchesters erleben, wenn sie das zweite Klavierkonzert des polnischen Komponisten in f-Moll spielt.

 Musik der Sehnsucht: Khatia Buniatishvili am Klavier.

Musik der Sehnsucht: Khatia Buniatishvili am Klavier.

Foto: Promo

Ein Konzert, das trotz seiner orchestralen Fülle einen eher intimen Charakter habe, wie sie während eines Gespräches sagt. "Jede Note ist ein Gesang der Seele und des Herzens."

Khatia Buniatishvili, die am Sonntag 28 Jahre alt wird, kam in Georgien zur Welt. Das Talent der Pianistin wurde früh entdeckt, mit sechs Jahren bereits debütierte sie als Solistin in einem Orchesterkonzert. Klavierspielen lernte sie bei ihrer Mutter in Tiflis, später studierte sie bei Oleg Meisenberg in Wien. Es folgten zahlreiche Preise und eine steile Karriere, die sie heute zu einer der gefragtesten jungen Pianistinnen weltweit macht. Dass die Geigerin Anne-Sophie Mutter kürzlich im GA-Interview ihren Namen neben dem von Daniil Trifonov als Beispiele für eine hervorragende junge Pianistengeneration nannte, spricht Bände.

Chopin und seiner Musik fühlt sich Khatia Buniatishvili in besonderem Maße verbunden. Möglicherweise liegt das auch daran, dass sie ebenso wie der Komponist Paris zur Wahlheimat erkoren hat. Wobei sie, im Gegensatz zu ihm, sich jederzeit ins Flugzeug setzen könne, um ihre Heimat zu besuchen, erwähnt sie.

Doch trotz ihrer Verbundenheit zur Heimat stellt sie auch klar: "Ich liebe Europa", was aus dem Munde der Pianistin sehr viel mehr ist als eine Floskel. "Wir sind in Georgien zwar ein Teil von Europa", sagt sie. "Aber wir sind mental doch noch recht weit entfernt davon, zum Beispiel in der Frage der Menschenrechte. Wir möchten gerne zu Europa gehören, sind aber noch nicht so weit." Ihr kommt Chopin irgendwie auch wie ein Symbol für die Situation vieler Menschen ihres Landes vor: "Sein Körper ist in Paris geblieben, aber sein Herz ist in Warschau", sagt sie, womit sie auf Chopins letzten Willen anspielt. Er bestimmte, dass sein Herz nach seinem Tod nach Warschau gebracht werden sollte, wo es bestattet wurde.

Khatia Buniatishvili spielt und erlebt die Musik eines Komponisten immer zusammen mit dessen Biografie, die nicht selten von der politischen Umgebung geprägt ist. Selbst wenn sie über Dirigenten spricht, kommt sehr schnell ein Bild aus der Politik. "Wenn jemand wirklich gut ist, muss er Führungsqualitäten haben, aber auch die Größe besitzen, sich auf Kompromisse einzulassen. Das ist wie in der Politik. Ein guter Politiker muss auch Kompromisse für die Menschen machen."

Karten für das heute um 20 Uhr in der Beethovenhalle beginnende Konzert gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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