Gürzenich-Orchester auf Asientournee In Shanghai begeistert das romantische Repertoire

BONN · Mozart und Haydn sind in China nicht so der Hit, weiß der chinesische Musikkritiker Rudolph Tang zu berichten. "Sie werden bei uns nicht sehr oft gespielt", erzählt der junge Mann, der gleich für mehrere Zeitungen in Shanghai schreibt, aber auch Korrespondent der Musikzeitschrift "Gramophone" ist.

 Umjubelt: (von links) Markus Stenz, Eric Halfvarson, Anja Kampe und Lance Ryan.

Umjubelt: (von links) Markus Stenz, Eric Halfvarson, Anja Kampe und Lance Ryan.

Foto: Hartmann

Mit der Musik Ludwig van Beethovens verhält es sich da schon anders. Das Shanghai Symphony Orchestra habe kürzlich zwei Zyklen der neun Sinfonien gespielt. "Die waren komplett ausverkauft."

Jetzt ist er hier, um das Kölner Gürzenich-Orchester zu hören, mit einem Programm, das ebenfalls ganz nach dem Geschmack des Publikums in seiner Stadt ist, wie Tang weiß. Das deutsche romantische Repertoire nämlich steht hier hoch im Kurs und wird durch die Kölner Gäste mit einem "Frühlingsprogramm", bestehend aus dem ersten Akt aus Richard Wagners "Walküre" und Robert Schumanns "Frühlings-Sinfonie", bedient.

Am Ende des Konzertes am Freitagabend feiert das Publikum im großen Saal des 1920 Zuschauer fassenden Grand Theatre in Shanghai die Musiker und Sänger mit Ovationen. Shanghai ist die einzige Station der morgen in Peking endenden Asien-Tournee des Kölner Orchesters, an der dieses Programm gespielt wird. Dass Schumanns sinfonischer Erstling seit Januar nicht gespielt wurde, ist im ersten Satz allerdings nicht zu überhören.

Der eigentliche Star des Abends ist Richard Wagner. Dem ersten Walküren-Akt fiebert das Publikum im ausverkauften Saal regelrecht entgegen. Es wird nicht enttäuscht. Mit dem Sturm-Motiv reißen die tiefen Streicher des Orchesters die Hörer förmlich ins Geschehen hinein, die Bläser sorgen für echte Thriller-Atmosphäre. Man bietet großes Kino für die Ohren. Aber die Musik an diesem Abend kann auch leise sein. Stenz kitzelt viele schöne Details aus der Partitur heraus, erweist sich als sensibler Sängerbegleiter.

Als der Wagner-Tenor Lance Ryan Siegmunds inniges Lied "Winterstürme wichen dem Wonnemond" mit wunderbarem lyrischem Schmelz singt, steht ihm das Orchester an klanglicher Zartheit in nichts nach. Die Sopranistin Anja Kampe singt mit wunderbarer Stimme, die vokale Reinheit ihrer Sieglinde ist vorbildlich. Und Eric Halfvarson als Hunding kommt auch ohne Kostüm als Ereignis herüber. Bedrohlich dunkel sein Bass, stechend der Blick.