Konzert im WCCB Indien zu Gast beim Beethovenfest

Bonn · Das Bundesjugendorchester begibt sich beim traditionellen Campuskonzert der Deutschen Welle gemeinsam mit indischen Musikern auf Ravi Shankars Spuren.

 Wie eine gut aufgelegte Big Band: Das Bundesjugendorchester und zwei Tänzerinnen aus Indien im WCCB.

Wie eine gut aufgelegte Big Band: Das Bundesjugendorchester und zwei Tänzerinnen aus Indien im WCCB.

Foto: Barbara Frommann

Heute würde man den legendären indischen Sitarspieler Ravi Shankar vielleicht einen Netzwerker nennen. Er brachte seit den 1950er Jahren viele bedeutende Musiker aus dem Westen mit der klassischen indischen Musik in Berührung. Dabei gab sich der Musiker selbst so offen, dass er seine Kunst sowohl mit Rock- und Popmusikern wie den Byrds und George Harrison von den Beatles teilte, auf den legendären Festivals von Monterey und Woodstock auftauchte, aber auch mit dem Geiger Yehudi Menuhin zusammen musizierte, der sonst eher auf Mozart, Bach und Beethoven abonniert war. Shankar sorgte dafür, dass die klassische indische Musik heute im besten Sinne Weltmusik geworden ist.

Auch wenn das Leibinstrument des 2012 mit 92 Jahren verstorbenen Musikers, die Sitar, beim Campuskonzert der Deutschen Welle beim Beethovenfest, das in seinem 18. Jahr Indien gewidmet ist, keine Rolle spielte, wäre so ein musikalisch vielgestaltiger Abend ohne die jahrzehntelange Vorarbeit Shankars kaum möglich gewesen. Dafür stand schon das Eröffnungsstück „Meetings Along The Edge“, das 1990 aus der Zusammenarbeit Ravi Shankars mit einem weiteren westlichen Musiker geboren wurde, nämlich mit dem amerikanischen Minimal-Music-Komponisten Philip Glass. Die Begegnung mit Shankar 1965 in Paris sollte für ihn fruchtbar für die Entwicklung seines eigenen Stils werden. Im gut besuchten WCCB spielte nun ein Ensemble aus jungen Musikern des Bundesjugendorchesters (BJO) das Werk unter der Leitung des indischen Dirigenten Leslie Suganandarajah, der darauf achtete, dass die rhythmischen Besonderheiten schön herausgearbeitet wurden – wie später auch in den „Variations“ von Glass' Mitstreiter Steve Reich.

Zu diesem deutsch-indischen Treffen waren neben dem Bundesjugendorchester auch das vom Landesmusikrat kuratierte Ensemble „Splash – Perkussion NRW“ sowie das in Indien beheimatete, aus aus drei Musikern und zwei Tänzerinnen bestehende „Taal Yogi Ashram & Nãd-Roop Percussion Ensemble“ sowie der Flötist Rakesh Chaurasia gekommen. Die musikalischen Fäden hielt der österreichische Indienkenner und Perkussionist Bernhard Schimpelsberger in der Hand, der sowohl an diversen Schlaginstrumenten wie auch als kenntnisreicher Moderator und Komponist des diesjährigen Campus-Auftragswerks in Erscheinung trat.

Musiker und Indienkenner

Insgesamt bot der Abend ein ziemlich breites Spektrum, das von originaler klassischer indischer Musik an Tablas und anderen Schlaginstrumenten bis hin zu einem Crossover-Feuerwerk reichte. Besonders schön etwa das von Schimpelsberger arrangierte Traditional „Path of Rhythm“, das im Zusammenspiel von drei Marimbas, traditionellen indischen Instrumenten und den beiden – auch musikalisch-perkussiv aktiven – Tänzerinnen eine atmosphärisch unglaublich dichte, hypnotische Klangwelt vorstellte. Das Bundesjugendorchester löste in Param Virs „Uroborus“ die klanglichen Herausforderungen souverän, und Flötist Rakesh Chaurasia zeigte sich anschließend an der Seite von Schimpelsberger als Virtuose auf seinem Instrument, dessen schöne Tongebung ebenso faszinierte wie seine unglaubliche Atemtechnik.

Schimpelsbergers eigenes Werk „Kismet“ für Orchester, Percussion und Bansuri (Flöte) kam sehr temperamentvoll herüber, zumal das BJO mit der Spielfreude einer gut aufgelegten Big Band auftrumpfte, die musikalischen Substanz jedoch wirkte ein bisschen oberflächlich. Am Ende des Abends gab es stehende Ovationen und Zugaben.

Vor Beginn der Veranstaltung hatte Bonns OB Ashok Sridharan, dessen Vater aus Indien stammt, seiner Freude über das deutsch-indische Treffen Ausdruck verliehen. Nur schade, dass der Rotstift der Kämmerei trotzdem das in Bonn beheimatete Bundesjugendorchester nicht verschont.

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