“Keine Angst vorm Morgengrauen“ Burkhard Mohr stellt im Universitätsclub Bonn aus

Bonn · Burkhard Mohr zeigt Werke im Universitätsclub Bonn. Bis zum 31. Januar 2023 sind seine Arbeiten zu sehen. Sie verdeutlichen: Er ist mehr als ein Karikaturist, den viele aus dem General-Anzeiger kennen.

 Burkhard Mohr (links, mit Professor Günther Schulz, Mitte, und Helge Matthiesen, Chefredakteur des General-Anzeigers) fertigt neben Karikaturen auch Gemälde.

Burkhard Mohr (links, mit Professor Günther Schulz, Mitte, und Helge Matthiesen, Chefredakteur des General-Anzeigers) fertigt neben Karikaturen auch Gemälde.

Foto: Copyright KABINETT

Viele Leute kennen ihn von der zweiten Seite des Bonner General-Anzeigers. Doch zum Œuvre des Karikaturisten und Bildhauers Burkhard Mohr gehören nicht nur politische Karikaturen. Das beweist der Künstler derzeit in einer Ausstellung im Universitätsclub Bonn. Gewohnt doppeldeutig hat Mohr seiner Schau und dem dazugehörigen Buch den Titel „Keine Angst vorm Morgengrauen“ gegeben.

Während im „Wolfgang Paul Saal“ 30 gerahmte Karikaturen aus den vergangenen zweieinhalb Jahren hängen, zeigt Mohr im Foyer acht Gemälde. „Das ist das, was jenseits der Karikatur passiert“, sagt er. „Die Gemälde spiegeln meine Arbeit im Atelier. Es geht um das, was unterschwellig im menschlichen Bewusstsein schlummert, emotional wie geistig.“

Die Ausstellung „Keine Angst vorm Morgengrauen“ zeigt auch Gemälde. Links: „Das Meer umgraben“ aus diesem Jahr. Es symbolisiert den Akt des Schöpfens aus der Tiefe.

Die Ausstellung „Keine Angst vorm Morgengrauen“ zeigt auch Gemälde. Links: „Das Meer umgraben“ aus diesem Jahr. Es symbolisiert den Akt des Schöpfens aus der Tiefe.

Foto: Jill Mylonas

So zeigt er etwa das Gemälde „Das Meer umgraben“ aus diesem Jahr. Zu sehen ist ein Mann mit einem Spaten. Mitten in einer Brandung stehend, gräbt er die Wellen um, die unbändig um seine Knöchel peitschen. Laut Mohr symbolisiert das den Akt des Schöpfens aus der Tiefe, wobei das Wasser für das Unterbewusste steht.

Vor Jahren hat er sich in der Schmiede ausgetobt

„Die Malerei ist ein ganz anderer Weg, mich auszudrücken“, so Mohr. „Es hilft, wenn ich zu viel Kopfarbeit über die Karikaturen geleistet habe. Da merke ich, wie ich einseitig werde. Und dann greife ich zur Farbe und matsche herum.“ Vor einigen Jahren habe er sich noch in der Schmiede ausgetobt. Dabei ist unter anderem die handgeschmiedete Plastik „Gas“ entstanden, ebenfalls im Universitätsclub ausgestellt. Es ist ein Mann, der im Auto sitzend ein unsichtbares Gaspedal tritt – ohne Lenkrad, aber ein solches mit beiden Fäusten umfassend. Entstanden ist die Plastik um 2006 und hat nun zweifellos wieder an Aktualität gewonnen.

„Krise? Welche Krise? Fragten sich einst die Musiker von Supertramp. Wir stellen uns diese Frage auch“, sagte GA-Chefredakteur Helge Matthiesen bei der Ausstellungseröffnung. „Aber vielleicht mit einem anderen Unterton. Der geht mehr in die Richtung, nicht ob, sondern von welcher Krise nun gerade die Rede sein soll.“ Darauf bezogen beobachtet Mohr, dass es in der Gesellschaft ein großes Bedürfnis gibt, sich zusammenzufinden, miteinander zu plaudern und sich auszutauschen. „Wir sind im Dauerkrisenmodus, und da kommen wir auch so bald nicht mehr raus“, sagt er. „Es kann sein, dass sich das alles noch verschlimmert und verstärkt. Und da ist es gut, wenn Austausch stattfindet und es Inseln der Erholung gibt.“

„Bis zum Hals“ heißt diese Karikatur, die in der Ausstellung sowie im Buch zu sehen ist.

„Bis zum Hals“ heißt diese Karikatur, die in der Ausstellung sowie im Buch zu sehen ist.

Foto: Burkhard Mohr

Schmunzeln, nachdenken, schlucken

Seine sehenswerte Ausstellung fungiert als eine solche Insel der Erholung. Das Betrachten von Mohrs Karikaturen lockt Reaktionen hervor: schmunzeln, nachdenken oder einfach nur schlucken. Die Karikaturen, die Mohr mit einem sogenannten „Magic Pen“ auf seinem Tabletcomputer zeichnet, sind im DIN-A3-Format ausgedruckt. Er hat jede einzelne handsigniert und nummeriert. „Im Buch sind die Karikaturen mit einer Legende versehen, damit man weiß, wie der politische Hintergrund ist oder war“, sagt Mohr. Die Stromdebatte ist genauso Thema wie der russische Überfall auf die Ukraine.

Dass niemand „Angst vorm Morgengrauen“ oder ein Grauen vor dem Morgen haben muss, zeigt Mohrs Ausstellung. Seine Werke lassen innehalten, regen zum Austausch an. Und weil sie die Ängste, die viele Menschen gerade haben, wiedergeben, wird klar: Man ist mit seinen Sorgen nicht allein.

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