Intendant des Kunstmuseums stellt Programm für 2008 vor

Motto "Druck Machen!" - Von Los Angeles nach Bonn - Experimenteller Film und malerisches Schwergewicht

Intendant des Kunstmuseums stellt Programm für 2008 vor
Foto: Kunstmuseum Bonn

Bonn. Es kann sein, dass ich in Los Angeles ein Aquarell anfange, es mir in Buenos Aires ansehe, um es dann in München fertig zu machen. " Dieser globalisierte Ansatz bestimmt die raumgreifende, sehr bunte, wilde Malerei des aus dem oberbayrischen Neumarkt-Sankt Veit stammenden Kosmopoliten Franz Ackermann - mit Einschränkungen: "Der Ort selbst ist Auslöser und niemals Abbild. Während die Malerei ganz sesshaft ist."

Mit dem international begehrten 45-jährigen Wahlberliner und einem Feuerwerk von weiteren neun Ausstellungen bringt das Kunstmuseum im kommenden Jahr Stimmung in die Museumsmeile. Intendant Stephan Berg hat mit seinem Team ein Programm zusammengestellt, das sehr geschickt traditionelle Linien und die Stärken des Hauses - deutsche Kunst nach 1960, Schwerpunkt Malerei - mit neuen Akzenten und Namen verknüpft. Alte Fehler, etwa allzu pauschale Auslandsreisen, vermeidet Berg.

Links liegen lässt er - zumindest 2009 - jedoch leider ambitionierte Reihen der Vergangenheit, etwa zur Zeichnung in der Gegenwartskunst und zur Fotografie. Erfreulich breit ist das Spektrum des kommenden Jahres. Der Freund der klassischen Moderne kann sich schon jetzt auf das gesamte druckgrafische Werk von Wassily Kandinsky freuen, das vom Lenbachhaus München an den Rhein kommt. Passend dazu gibt es "Druck Machen!", eine Ausstellung für Kinder und Jugendliche.

Eher lokal interessierte Besucher dürften sich auf die Ergebnisse von Peter Pillers "Peripheriewanderung Bonn" freuen. Im Auftrag der Beethovenstiftung ist Piller (Jahrgang 1968) einmal um die Bundesstadt gelaufen und hat das Gesehene mit Fotos und Zeichnungen dokumentiert. Mit vier Tagen Festival, einem dichten Programm und einer Ausstellung verwandelt die bereits zwölfte Videonale das Kunstmuseum in ein Zentrum des experimentellen Films.

Das Kontrastprogramm zu diesem traditionell quirligen Szenetreff bietet die Werkschau des 54-jährigen Bildhauers und Kunstarbeiters im öffentlichen Raum, Raimund Kummer, ein trotz der Auftritte unter anderem bei der Biennale in Venedig und den Skulpturen-Projekten in Münster derzeit eher unterbewerteter Künstler. Der Dorothea-von Stetten-Preisträger von 1988 bekommt in Bonn eine Retrospektive.

Auch ein malerisches Schwergewicht, der 1930 in Belgien geborene Raoul de Keyser, wird im Kunstmuseum mit einer Überblicksausstellung gewürdigt, der ersten dieser Art in Deutschland. Wunderbar zarte Akzente setzte der Belgier hier etwa bei der documenta 9 (1992) mit einer Reihe sehr zurückgenommener, poetischer Gemälde. Wer wirklich Spaß an gut gemachtem Film, skurrilen Situationen und intelligenten Anspielungen hat, der sollte sich Julian Rosefeldts (43) Gastspiel über den masochistischen Reiz des Scheiterns rot in den Kalender schreiben.

Vielleicht zeigt er auch Ausschnitte aus dem Western, den er gerade in Südspanien dreht. Ein viel versprechendes Gipfeltreffen der besonderen Art, mit internationalen Künstlern wie Peter Doig, Daniel Richter, Rodney Graham oder Marie José Burki bietet schließlich die Themenausstellung des Jahres: "Ferne Nähe ,Natur' in der Kunst der Gegenwart." Doch nicht nur mit einem attraktiven und trotz eines überschaubaren Ausstellungsetats von 300 000 Euro üppigen Jahresprogramm will Berg das Profil des Kunstmuseums schärfen.

Gearbeitet wird an einer neuen "Corporate Identity", einem modernen Erscheinungsbild. Der Intendant will die markante Architektur dabei ebenso in den Mittelpunkt rücken wie den Komplex "Macke und der Rheinische Expressionismus" (2014 soll es zum 100. Todestag eine große Macke-Ausstellung geben) sowie die für Mitte 2009 geplante neukonzipierte Dauerausstellung des Hauses.

Hier liegen freilich noch Probleme, denn Berg kann erst mit neuen Sammlern zusammenarbeiten, wenn das Ehepaar Ströher das Depot geräumt hat. Der für März 2008 versprochene Abzug ist noch immer nicht vollzogen. Und dann gibt es noch ein dazu passendes kulturpolitisches Symposium "Status Quo Vadis", zu dem Anfang 2009 alles, was Rang und Namen hat, nach Bonn kommt. Kunstmuseum, Bundeskunsthalle und Kunstverein fragen zwei Tage lang gemeinsam nach dem Sinn und Unsinn öffentlicher Kulturförderung. Sie sollten nicht zu laut fragen: 2009 wird ein hartes Jahr.

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