Buster, Zorro und Fritz Lang Das bieten die Internationalen Stummfilmtage 2022 in Bonn

Bonn · Schwarzweißes Treiben auf der Leinwand, dazu die passende musikalische Untermalung: Die 38. Internationalen Stummfilmtage finden vom 11. bis 21. August im Arkadenhof der Bonner Universität statt. Auf dem Programm stehen 20 Filme aus zwölf Ländern.

 Der Film „The Sentimental Bloke“ von 1919 ist ein neorealistisches Werk aus Down Under.

Der Film „The Sentimental Bloke“ von 1919 ist ein neorealistisches Werk aus Down Under.

Foto: National Film and Sound Archive of Australia

Es kommen die ganze Zeit über Filmpakete aus aller Welt bei uns an“, berichtete eine sichtlich erfreute Sigrid Limprecht am Dienstag bei einer Zoom-Pressekonferenz. Die Festivalleiterin der Internationalen Bonner Stummfilmtage blickte nach zwei Jahren coronabedingter Restriktionen zuversichtlich auf die bevorstehende 38. Ausgabe der weltweit renommierten Veranstaltungsreihe. Vom 11. bis zum 21. August werden im Arkadenhof der Bonner Universität 14 Lang- sowie sechs Kurzfilme gezeigt, wie gewohnt auf großer Leinwand und mit hochkarätiger Live-Musikbegleitung. „Es sieht so aus, dass wir ohne große Zugangsbeschränkungen eine ordentliche Besucherzahl in den Hof lassen können“, meinte Limprecht.

Vor der Pandemie verfolgten pro Abend bis zu 1500 Zuschauer das schwarzweiße Treiben auf der Leinwand, in den beiden Corona-Vorjahren war die Kapazität aufgrund der behördlichen Auflagen auf jeweils 500 Besucher pro Filmvorführung verringert worden. Für die aktuelle Ausgabe des Festivals hat sich die Zahl der Plätze in der Mitte bei 1000 eingependelt. Der Eintritt bleibt traditionsgemäß frei, aber wegen der sich allgemein zuspitzenden wirtschaftlichen Lage appelliert Limprecht mehr denn je an die Unterstützung des Publikums: „Spenden der Zuschauerinnen und Zuschauer werden dringend gebraucht.“ Allen Unkenrufen zum Trotz ist sich die Festivalleiterin sicher, dass die Bonner Stummfilmtage weiter bestehen werden. „Es wird nicht das letzte Mal sein, es wird eine gute Zukunft geben.“

20 Filme aus zwölf Ländern

Das diesjährige Programm besteht aus 20 Filmen, die wiederum von 17 Archiven in zwölf Ländern zur Verfügung gestellt werden, erklärte Oliver Hanley, der gemeinsam mit Eva Hielscher die künstlerische Leitung der Bonner Stummfilmtage innehat. Etwa die Hälfte der Filme soll einen Tag nach der Vorführung im Arkadenhof auf der Festival-Website online gestellt werden. Auftakt ist am Donnerstag, 11. August (21 Uhr), mit „Male And Female“ (USA 1919), deutscher Titel „Vom Diener zum Herrscher – Der ungekrönte König“. Unter der Regie der späteren Hollywood-Legende Cecil B. DeMille („Die Zehn Gebote“) wurde Hauptdarstellerin Gloria Swanson („Boulevard der Dämmerung“) über Nacht zum Star. Der Film basiert auf einem Bühnenstück des „Peter Pan“-Autors James M. Barrie und handelt von Liebe und Geschlechterrollen in verschiedenen Gesellschaftsschichten. Für die passende musikalische Untermalung sorgen an jenem Eröffnungsabend die Harfenistin Elizabeth Jane Baldry und Stephen Horne (Flügel, Flöte und Akkordeon).

„Einer der einflussreichsten Dokumentarfilme aller Zeiten“, so Kurator Oliver Hanley, kommt am Samstag, 13. August (22.45 Uhr) zur Aufführung. Gezeigt wird ein Tag im Leben eines Filmkameramannes in der Sowjetunion. „Der Mann mit der Kamera“ entstand 1929 in der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik und benötigte keine Zwischentitel. Unter der Leitung von Dziga Vertov und seiner Ehefrau sowie Schnittmeisterin Elizaveta Svilova entstand ein unbestrittener Klassiker des Doku-Genres. Im Westen lange Zeit nur über gekürzte Kopien bekannt, wird im Bonner Arkadenhof zum ersten Mal die 2010 vom EYE-Filmmuseum restaurierte Vollbild-Fassung gezeigt, die auch der ursprünglichen Akt-Struktur des Filmes gerecht wird. Die Violinistin Sabine Zimmermann und Mark Pogolski am Flügel entwerfen einen kongenialen Klangteppich.

Mit „The Sentimental Bloke“ aus dem Jahr 1919 wird erstmals ein australischer Stummfilm beim Bonner Festival vertreten sein (Mittwoch, 17. August, 21.45 Uhr). Der neorealistische Streifen entstand unter maßgeblicher Beteiligung der Hauptdarstellerin Lottie Lyell, die auch am Drehbuch, Schnitt, Szenenbild und an der Produktion mitwirkte. Die vom National Film and Sound Archive of Australia restaurierte Fassung wird in Bonn ihre europäische Erstaufführung erleben.

Weitere Informationen unter www.internationale-stummfilmtage.de

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