Pavillon der Bundeskunsthalle Javier Cercas sprach über seinen Roman "Anatomie eines Augenblicks"

Javier Cercas sitzt im Pavillon der Bundeskunsthalle und spricht einen goldenen Schriftsteller-Satz nach dem anderen aus. "Das Schreiben eines Buches führt dich an Orte, die du niemals erwartest hättest." Aber auch diesen Satz: "Ein Roman kann keine Antworten geben."

Kann er das wirklich nicht? Zumindest im Falle von Cercas' großem Erfolgsbuch "Anatomie eines Augenblicks" dürfte jene These zutreffen. Darin zeichnet der spanische Schriftsteller und ständige Autor von "El País" den gescheiterten Putschversuch vom 23. Februar 1981 nach, als die Guardia Civil mit scharfen Waffen das Parlament in Madrid stürmte.

Dieses Ereignis besitzt für die spanische Identität wie für das Unterbewusstsein des spanischen Volkes eine ähnlich zentrale Rolle wie die Ermordung John F. Kennedys in der Geschichte der Vereinigten Staaten.

Im Gespräch mit dem Moderator David Eisermann erläuterte Cercas, warum er für dieses Projekt keine klassische Romanform gewählt hat: "Dieses Buch ist keine Fiktion. Ich habe versucht, es als Fiktion zu schreiben, aber es ging nicht. Es wäre lächerlich und redundant geworden."

Und weil das Werk mehr Fakten als Fiktion aufbereitet, gibt es sehr wohl Antworten.

Javier Cercas: Anatomie eines Augenblicks. Die Nacht, in der Spaniens Demokratie gerettet wurde. S. Fischer, 576 Seiten, gebunden; 24,95 Euro.

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