Jazz-Altmeister Herbie Hancock in Kölner Philharmonie

Zwischen Rhythmen von der Elfenbeinküste und dem gepressten Sirenenton eines irischen Dudelsacks sucht Herbie Hancock, der größte lebende Repräsentant des US-Jazz, nach der Musik des 21. Jahrhunderts.

Jazz-Altmeister Herbie Hancock in Kölner Philharmonie
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Köln. Zwischen Rhythmen von der Elfenbeinküste und dem gepressten Sirenenton eines irischen Dudelsacks sucht Herbie Hancock, der größte lebende Repräsentant des US-Jazz, nach der Musik des 21. Jahrhunderts.

Jetzt gastierte er in der ausverkauften Kölner Philharmonie mit seinem knapp dreistündigen Mammutprogramm "Imagine Project": Die ganze Welt musikalisch zu vernetzen, das ist oft laut und dauert. Ganz viele Stars der verschiedensten Genres hat er für seine neue CD, den Ursprung seines Projekts, gewonnen, und diese Größen wie Pink oder James Morrison sind nicht mit auf Tour. Herbie: "Sie haben zu tun."

Er hat aber selbst fantastische Musiker dabei, Individualisten wie die Sängerin Kristina Train oder den afrikanischen Gitarristen Lionel Loueke. Die Show startet mit "Imagine" von John Lennon, einem "holprigen und unsicheren Weg", so meint Hancock, denn "wir haben alles verdreht in dem einfachen Song".

Das gilt für kommende Titel ebenfalls, sie sind alle "hancockisiert", das heißt meist reharmonisiert und mit einem pumpenden, in sich unruhig flackernden Funkrhythmus aufgefrischt. Eigene Werke werden mit wirkungsvollen Bläsersätzen aus dem Keyboard von Greg Phillinganes aufgemotzt und zu bombastischen Steigerungen geführt - teilweise bis zum Schmerz in den Ohren der Zuhörer.

Insgesamt ermüdete dieser Mix aus allem, unbestritten gut musiziertem Material über weite Strecken. Eine zur Rettung ausgeworfene Ruhe-Insel, ein Solo des gerade 70 Jahre alt gewordenen Superstars, erging sich gegen alle Hoffnung in mehr als harmlosem Geklimper aus impressionistischer Farb- und tiefsinnig abgetauchter Motivsuche; dann doch lieber den Ritt durch Pop, Soul, Funk, R&B, Country und Folk, der Herbie und seine Freunde dem musikalischen Sonnenaufgang entgegen trägt. Die Kölner feierten die Persönlichkeit Hancock begeistert.

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