Jazz-Bigbands haben Hochkonjunktur

Junge Musiker begeistern beim Konzert-Sonntag des Festivals der Bonner Schulkultur in der Bundeskunsthalle

Jazz-Bigbands haben Hochkonjunktur
Foto: Roland Kohls

Bonn. Es wird dunkel im Forum der Bundeskunsthalle. Zum Aufwärmen zischen Beckenschläge durch den Saal, die Trompeter blasen ein paar schräge Töne, dann geht es los: Die Wooden Helmets, die Bigband des Helmholtz Gymnasiums, eröffnet den Konzert-Sonntag des 24. Festivals Bonner Schulkultur.

Nach wenigen Takten gibt es den ersten Szenenapplaus: Schlagzeuger André spielt ein kurzes Solo, der Wiedereinstieg in Herbie Hancocks "Watermelon Man" gelingt perfekt, die ganze Band lächelt kurz, dann ist klar: gewonnen!

Ebenso wie Glare, die mit raumgreifender Stimme "Walking in Memphis" singt. Der souveräne Eindruck, den das 13-jährige Mädchen auf der Bühne macht, täuscht nicht. Auf die Frage, ob sie aufgeregt gewesen sei, antwortet die Achtklässlerin gelassen: "Nee, gar nicht. Die Scheinwerfer haben so geblendet, dass ich das Publikum gar nicht gesehen habe."

Schon etwas älter sind die Musiker des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums und etwas kompliziertere Stücke spielen. Wie Norman Whitfields "Car Wash" mit seiner Mischung aus Jazz und Rock, oder auch das Titelthema von "Mission Impossible", das viel Gefühl für Dynamik und präzises Zusammenspiel braucht.

Eben dies ist der schwierigste Teil seiner Arbeit, verrät Toni Schüller, Musiklehrer am EMA. "Die Schüler üben sonst nur für sich allein. Die große Herausforderung liegt darin, ihnen beizubringen, aufeinander zu hören." Wiederum ein anders ausgerichtetes Programm haben "Brassrock" von der Gesamtschule Bad Godesberg, die Jazzstandards und Klassiker der Blues Brothers wie "Minnie The Moocher" oder "Gimme Some Lovin?" spielen, daneben aber auch, und das ist ungewöhnlich, einen Deutschrock-Hit wie Herbert Grönemeyers "Alkohol".

Vielfalt, die auf eine gesunde Jazzszene an den Bonner Schulen hindeutet. Rainer Goetzendorf, der das Bigband-Konzert organisiert, bestätigt: "Es gibt immer mehr Jazz-Bigbands an Bonner Schulen", freut sich der selbst auch aktive Musiker. "Es sind allerdings auch viele sehr engagierte Lehrer beteiligt".

Andere Schwierigkeiten als seine Bigband-Kollegen hat Udo Seehausen zu bewältigen. Er ist Leiter des letzten Ensembles des Tages, des Orchesters der heilpädagogischen Johannes-Förderschule. Nicht alle seine Musiker könnenlesen, weshalb er, wie er sagt, "dreidimensional dirigieren" muss, damit sein Orchester schon anhand seiner Fußhaltung sehen kann, welcher Ton gerade gespielt wird.

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