Jazz und Neue Musik auf der Drehorgel

Konzert "Je me souviens" in der Bonner Bundeskunsthalle

Bonn. Der alte Mann steht mit seinem Leierkasten an der Straße, hat womöglich noch einen kleinen Affen bei sich und dreht für ein paar Cent von Passanten alte Schlager durch sein Instrument.

So oder ähnlich sieht wohl bei den meisten das Klischee aus, das sich bei dem Wort "Drehorgel" unwillkürlich aufdrängt. Dass dieses Instrument zu weit mehr einsetzbar ist, bewies das Konzert "Je me souviens - Ich erinnere mich" im Rahmenprogramm der Ausstellung "Poussin, Lorrain, Watteau, Fragonard." in der Bundeskunsthalle.

Der Komponist Michael Riessler (Sopransaxophon, Bassklarinette) hatte hierfür den französischen Drehorgel-Spieler Pierre Charial und die Sängerin Elise Caron gewinnen können.

Auf dem Programm stand eine in dieser Konstellation wohl noch nie gehörte Kombination aus Neuer Musik und Jazz. Belebend wirkte dabei insbesondere die große Menge an perkussiven Elementen, die mal von Riessler an der Bassklarinette, mal von Charial durch kurzes Anblasen erzeugt wurden.

Übermenschlich muss die Arbeit gewesen sein, die Charial im Vorfeld des Konzertes geleistet hat, wenn man sich vergegenwärtigt, dass er alle meterlangen Lochkarten von Hand gestanzt hat, oder wie Riessler es ausdrückte: "Wenn die Karte am Anfang vielleicht 300 Gramm gewogen, hat, so wiegt sie nach der Bearbeitung durch Charial nur noch 220 Gramm. Diese fehlenden 80 Gramm, sind das, was Sie hören."

Dass auch das Spielen nicht nur einfaches Abspulen bedeutet, kann man der Arbeit Charials entnehmen.

Wer dies beobachten möchte, hat dazu am 26., 28., 29. und 30. März um 15 und 18 Uhr Gelegenheit. Riessler und Charial geben innerhalb der Ausstellung Kurzkonzerte.

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