Jazz im Pantheon Jazzgitarrist Peter Bernstein begeistert mit filigraner Spielkultur

Bonn · Seit 2002 spielen der in Köln lebende Pianist Martin Sasse mit seinem Trio und der New Yorker Bernstein immer mal wieder zusammen. Und das sehr harmonisch, wie man in Bonn erleben konnte.

 Harmonisches Miteinander: Das Sasse Trio und Gitarrist Peter Bernstein.

Harmonisches Miteinander: Das Sasse Trio und Gitarrist Peter Bernstein.

Foto: Thomas Kliemann

Dem 51-jährigen New Yorker Jazz-Gitarristen Peter Bernstein eilt ein exzellenter Ruf voraus: Gelobt wird seine „extreme Eleganz“, der warme Ton, sein federleichtes Spiel, sein „beautiful sound“ und, dass er Standards so spiele, als ob er sie gerade im Moment neu erfunden hätte. Den letzten Punkt konnte man am Sonntagabend im Pantheon nur rudimentär überprüfen, weil kaum Standards gespielt wurden, vielmehr sich Bernstein und der Pianist Martin Sasse (50) abwechselnd mit fantastischen Eigenkompositionen in die Setlist des Abends eingeschrieben hatten.

Seit 2002 spielen der in Köln lebende Sasse mit seinem Trio und Bernstein immer mal wieder zusammen, 2003 erschien die gemeinsame CD „A Groovy Affair“ (vergriffen, aber auf Spotify verfügbar). Jetzt endlich ist es Thomas Kimmerle gelungen, dieses Ensemble für seine Pantheon-Reihe nach Bonn zu holen.

Ein besonderer Abend, an dem Bernsteins filigrane, elegante, überbordende Spielkultur auf die bisweilen wilden, ungestümen, entfesselten, auch schrägen Ausbrüche von Sasses Flügel trafen. Wie zwei Elemente, die einander begegnen und aufeinander reagieren. So unterschiedlich die Temperamente sind, so spannend geriet das Zusammenspiel. Blues, zarte Balladen, rasante Nummern – Bernsteins musikalische Feinkost, die mit Sasses Opulenz und vollem Körpereinsatz aufgeladen und angereichert wurde. Das machte Spaß.

Dass der Abend nicht zur Duo-Show Sasse/Bernstein zusammenschnurrte, war den exzellenten Mitmusikern des Trios zu verdanken: John Goldsby, Chef-Bassist der WDR Big Band, glänzte jenseits seiner präzisen Grundierung mit wirklich wunderbaren Soli – gestrichen und gezupft, dass es eine Freude war. Joost van Schaik hatte am Schlagzeug fast das gesamte erste Set nicht viel zu tun, zauberte verträumt mit Besen und Becken, legte dann aber wahrhaft fulminante und variantenreiche Soli hin. Das Warten hatte sich gelohnt.

Hinhörer des Konzerts waren die zauberhafte Ballade „Autumn Nocturne“ aus den 1940er Jahren, Bernsteins vertracktes „Jive Coffee“ (abgeleitet von „Tea for Two“) und dessen herrliches Solo in „Jet Stream“, ferner Sasses Kompositionen „Groove Machine“ und sein hinreißender „Groovy Waltz“, der schon auf der CD von 2003 begeisterte. Mit den Standard „Will You Still Be Mine“ im Up Tempo gingen die vier Musiker gegen Ende noch einmal aufs Ganze und krönten so ein feines Konzert im – trotz (oder wegen, wie Kimmerle schmunzelnd einwarf) der am 11.11. gestarteten Karnevalssession – sehr gut gefüllten Pantheon.

Organisator Kimmerle hat noch ein weiteres Ass im Ärmel: Am 26. November kommt junger, aufregender Jazz ins Pantheon, mit Jin Jim, Three Fall und Melane.

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