Jean-Yves Thibaudet spielt in der Kölner Philharmonie

Pianist interpretiert Werke von Satie, Debussy und Brahms mit löwenhafter Griffigkeit

Köln. Es ist durchaus belangvoll, ob Pianisten Stücke von Erik Satie oder Claude Debussy beiläufig in ihr Programm einflechten oder nach einem konstruktiven Prinzip auswählen. Bei Jean-Yves Thibaudet wunderte man sich nicht, dass er bei seinem Recital in der Philharmonie die beiden seinerzeit als "enfants terribles" geltenden Komponisten umfänglich miteinander kontrastierte.

Das gab eine erhellende Vorstellung davon, welche mitunter revolutionären Prozesse sich abspielten, als noch die Romantik mit ihren Ausläufern den allgemeinen Publikumsgeschmack bestimmten. Die erste der drei Gymnopédies hält sich noch an eine fast simpel zu nennende Melodik, unterlegt diese freilich mit Harmonien, welche sich dem traditionellen Dreiklangssystem mehr und mehr entziehen.

Das Etikett "avantgardistisch" möchte man eher bei der siebten Gnossienne verwenden. Dieses 1897 entstandene Stück wurde erst vor gut 20 Jahren entdeckt. Der Gnossienne eignet überdies ein leichter "Swing", was der ja auch mit einer Jazz-CD hervorgetretene Thibaudet genüsslich auskostete. Ein virtuoses Finale beim beim Debussy-Kapitel mit "L'Isle joyeuse".

Doch auch in den Etudes und Préludes finden sich zirzensische Piècen, die Thibaudet mit konzentrierter, aber lockerer Brillanz absolvierte. Die dritte Klaviersonate von Johannes Brahms, auch ein Werk des Aufbruchs, vermittelte Thibaudet mit großer romantischer, manchmal fast löwenhaft anmutenderer Griffigkeit.

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