Wein, Weib und Gesang "Jedermann" im Theater "Die Pathologie"

BONN · Da liegt er, der arme reiche Jedermann, weinselig in seinem Rausch schlafend, während Gott und Tod links und rechts neben ihm sitzen, ihn für zu schwer befinden - und sein Leben zu einem Traum machen.

Oder seinen Traum zu seinem Leben. Denn in der "Jedermann"-Inszenierung von Christoph Pfeiffer, die im Theater Die Pathologie Premiere feierte, mutiert das Mysterienstück Hugo von Hofmannsthals zu einem grotesken Nachtmahr, in dem der namensgebende Großgrundbesitzer und Mammon-Jünger von mephistophelisch-calibanesken Mächten geplagt und beinahe um den Verstand gebracht wird.

Ein reizvoller Ansatz, der sowohl die gekünstelte, mittelhochdeutsch gefärbte Sprache mit ihren bemüht gereimten Knittelversen als auch so manche Überzeichnung verzeiht. In der drastisch reduzierten, auf eine Stunde heruntergekürzten Pathologie-Fassung spielt Enne Malzburg den Jedermann als lebenslustigen, Wein, Weib und Gesang zugeneigten Neureichen, der durch den kontinuierlichen Schabernack von Gott und Tod zunehmend verstört wird.

Der Wandel vom selbstbewussten Individuum zum seelischen, einsamen Wrack, das letztlich den Schöpfer um Gnade anfleht, gelingt dabei hervorragend - Malzburg dröhnt und wimmert, jauchzt und deklamiert mit sichtlichem Genuss, während er sich mal nach links, mal nach rechts orientieren muss, wo nach und nach die verschiedenen Nebenfiguren ihre Aufwartung machen. Für diese sind Ruth Schiefenbusch und Guido Grollmann zuständig.

Nächste Termine: 7. und 8. März, 11., 12. und 18. April. Karten: 0228/222358.

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