Jetzt kommt es auf die Sponsoren an

Das Beethovenfest 2006 steht unter dem Motto "Russland" und bringt viele Stars und ein spannendes Programm nach Bonn - Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann unterstützt den Bau eines Festspielhauses

  "Spannungsvoller Widerstreit":  Der Dirigent Christian Gansch spricht über sein Beethoven-Projekt.

"Spannungsvoller Widerstreit": Der Dirigent Christian Gansch spricht über sein Beethoven-Projekt.

Foto: Franz Fischer

Bonn. Die wichtigste Neuigkeit in Sachen Beethovenfest kam von Bonns Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann: Sie sprach sich am Donnerstag erstmals öffentlich für den Neubau eines Festspielhauses für Beethoven aus. Die Finanzierung der Halle ist freilich noch nicht geklärt.

Dazu müsse "eine breite Sponsorenbewegung" organisiert werden, sagte sie auf der Programmpressekonferenz zum Festival. Die Stadt Bonn trägt mit einem jährlichen Zuschuss von 1,3 Millionen Euro etwa ein Drittel des Gesamtetas des Beethovenfests.

Das aktuelle Beethovenfest, das vom 31. August bis zum 1. Oktober dauert, hat sich diesmal "Rossija" (Russland) auf die Fahnen geschrieben.

Anlass sei der hundertste Geburtstag von Dmitri Schostakowitsch, sagte Festival-Intendantin Ilona Schmiel. Gleichwohl findet sich Schostakowitsch bei den insgesamt 60 Konzerten allenfalls als "primus inter pares" wieder. Beim Eröffnungskonzert mit dem Philadelphia Orchestra unter Christoph Eschenbach erklingt zunächst einmal viel Beethoven (Sinfonien Nummer 1 und 7) sowie die "Hérodias-Fragmente" von Matthias Pintscher.

Von den insgesamt 15 Schostakowitsch-Sinfonien sind während des Festivals nur zwei zu hören: Das Bonner Beethoven Orchester spielt die Nummer 10 und die Bamberger Symphoniker schließen sich unter Jonathan Nott mit der Nummer 5 an. Stärker vertreten ist die Kammermusik.

Das Beethovenfest setzt sich auf vielfältige Weise mit Beethoven und Russland auseinander. Natürlich werden die musikalischen und biografischen Querverbindungen in programmatische Schwerpunkte übersetzt. So wird das Gewandhaus Quartett unter anderem die dem russischen Grafen Rasumowsky gewidmeten Streichquartette op. 59 aufführen, und Enoch zu Guttenberg dirigiert die "Missa solemnis", die ihre erste vollständige Aufführung in St. Petersburg erlebte.

Neben Schostakowitsch kommen noch zahlreiche andere russische Komponisten zu Wort: Mussorgski, Prokofjew, Rachmaninow, Anton Rubinstein, Skrjabin, Strawinski, Tschaikowski bis hin zu Tarnejew. Und dem 1955 in der Ukraine geborenen Vladimir Tarnopolski hat das Beethovenfest in Kooperation mit der Oper eine Produktion für die "Bonn Chance!"-Reihe in Auftrag gegeben hat.

Der Titel des Multimedia-Musiktheaters ist "Jenseits der Schatten" und setzt sich laut Generalintendant Klaus Weise philosophisch mit Musik, Malerei und Dichtkunst auseinander. Die traditionelle Kooperation im Großen Haus gibt es in diesem Jahr nicht, für 2007 ist allerdings eine veritable Opernuraufführung fest eingeplant. Der Name des Komponisten bleibt allerdings noch Geheimsache.

Das Thema Russland schlägt sich auch in der Künstlerliste nieder. Das Russische Nationalorchester führt mit seinem Gründer, dem Pianisten Mikhael Pletnev, an zwei Abenden sämtliche Klavierkonzerte Beethovens auf. Die musikalische Leitung übernimmt Christian Gansch, der sich von der Zusammenarbeit mit Pletnev einen "spannungsvollen Widerstreit" erhofft, wie er am Donnerstag vor zahlreichen Journalisten im Bonner Generalkonsulat der Russischen Föderation sagte.

Darüber hinaus ist das Land noch mit Künstlern wie den Klaviervirtuosen Lilya Zilberstein und Arcadi Volodos, dem Geiger Maxim Vengerov, dem Brodsky Quartet, dem Moscow Art Trio, dem Bajan-Spieler Efim Jourist und weiteren Musikern vertreten. Riccardo Chailly und das Gewandhausorchester Leipzig sowie das Amsterdamer Concertgebouw Orkest unter Leitung von Jukka-Pekka Saraste setzen unabhängig von Russland orchestrale Glanzlichter.

Das Mozart- und Schumannjahr 2006 hinterlässt auch beim Beethovenfest Spuren. Mit zwei Aufführungen von "Il Rè pastore", die als Koproduktion mit den Salzburger Festspielen und dem Musikfest Bremen nach Bonn kommt, will Thomas Hengelbrock das Publikum für den frühen Mozart begeistern. Und Schumann ist mit einem fünfteiligen Liedzyklus präsent, an dem so renommierte Sänger wie Christiane Oelze, Juliane Banse, Roman Trekel und Hanno Müller-Brachmann mitwirken.

Der Orchestercampus der Deutschen Welle ist erstmals nicht mit einem Musikhochschulorchester bestückt. Das South African National Youth Orchestra steht vielmehr für ein Erziehungsprojekt in Südafrika und ist vergleichbar mit dem "Sistema" der Jungen Philharmonie Venezuela, die 2005 das Bonner Publikum begeisterte.

Beethovenfest 2006: Festival-Höhepunkte

31. August, Beethovenhalle: Eröffnungskonzert: Werke von Beethoven und Pintscher; Philadelphia Orchestra, Christoph Eschenbach (Dirigent).

2./3. September, Beethovenhalle: Beethovens fünf Klavierkonzerte; Russisches Nationalorchester, Mikhael Pletnev (Klavier), Christian Gansch (Dirigent).

5./6. September, Beethoven-Haus: Werke von Beethoven; Heinrich Schiff (Cello), Gerhard Oppitz (Klavier).

8. September, Beethovenhalle: Werke von Beethoven und Strawinski; Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Lisa Batiashvili (Violine), Pavo Järvi (Dirigent).

10. September, Kunstmuseum: "Konstruierte Klänge"; im Rahmen der Bonner Konstruktivismus-Ausstellung spielen das Brodsky Quartet und das Endellion String Quartet Werke von Schostakowitsch, Strawinski, Beethoven u.a.

13. September, Beethovenhalle: Werke von Reimann, Schumann und Beethoven; Gewandhausorchester Leipzig, Truls Mýrk (Cello), Riccardo Chailly (Dirigent).

22. September, Beethovenhalle: Werke von Beethoven und Prokofjew; Emanuel Ax (Klavier), Koninklijk Concertgebouworkest Amsterdam, Jukka-Pekka Saraste (Dirigent).

23. September, T-Mobile-Forum: "Percussive Planet" - Lange Nacht der Schlagzeuger; Martin Grubinger (Schlagzeug, Konzeption und Leitung), Klavierduo Yara Tal & Andreas Groethuysen, Art Percussion Ensemble u.a.

25./27. September, Opernhaus:Mozart: "Il Rè pastore"; Annette Dasch (Aminta, Andreas Karasiak (Agenore) u.a., Akrobaten, Mirella Weingarten (Ausstattung), Balthasar-Neumann-Ensemble, Thomas Hengelbrock (Dirigent und szenische Gestaltung).

1. Oktober, Beethovenhalle: Werke von Prokofjew, Mozart und Beethoven; Deutsches Symphonieorchester Berlin, Anu Tali (Dirigentin).

Internet: www.beethovenfest.de. Der Vorverkauf beginnt am 6. April. Karten gibt es unter anderem auch im GA-Ticket-Shop .

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