Jiri Behlolávek zu Gast in Kölner Philharmonie

KÖLN · Vor einiger Zeit konnte man Jiri Behloláveks Entertainerqualitäten erleben - bei einem "Last Night"-Konzert der Londoner Proms.

 Als Gastpianist dabei: Nikolai Tokarev.

Als Gastpianist dabei: Nikolai Tokarev.

Foto: Promo

Diese Veranstaltungen liegen in der orchestralen Verantwortung des BBC Symphony Orchestra. Ihm steht Belohlávek seit 2006 als Chefdirigent vor. Und mit ihm war er jetzt in der Kölner Philharmonie zu Gast.

In Böhmens Hain und Flur bewegte sich zunächst Antonín Dvořáks sinfonische Dichtung "Das goldene Spinnrad". Dvořák hat dieses Märchen mit seinen heterogenen Stimmungen in wundervolle, inspirierte Musik gebettet, welche den Hörer wie durch ein Bilderbuch blättern lässt. Belohlávek weiß bei dieser sinfonischen Dichtung um jede Note, und so waren beim fulminanten Spiel des BBC Symphony auch kleinste instrumentale Verästelungen plastisch wahrzunehmen.

Die Sinfonie Nr. 15 von Dmitri Schostakowitsch stand zu diesem Werk in denkbar schärfstem Gegensatz. Grimassierendes (im 1. Satz, u. a. ausgedrückt durch Zitate aus Rossinis "Tell"-Ouvertüre) und echte Trauerhinweise (Wagners Schicksalsmotiv aus dem "Ring") verdichten sich zu einem Rätsel-Mosaik, von dem manche Details bis heute nicht entschlüsselt wurden. Belohlávek bot mit seinem Orchester ein schillerndes Notenpanorama von stark kontrastierender Emotionalität, bei dem man sich gewissermaßen an die Hand genommen fühlen konnte.

Franz Liszts in der Programmmitte platziertes zweites Klavierkonzert stand freilich keineswegs im Mittelpunkt. Das Spiel des jungen Nikolai Tokarev geriet (trotz kontinuierlicher Steigerung) eher akkurat als beflügelt, eher akribisch als entflammt. Auch Orchester und Dirigent waren bei Liszt trotz überzeugender Details nicht ganz zu Hause.

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