7500 Fans in der Lanxess-Arena Joe Bonamassa gibt in Köln alles

Köln · Schöngeist des Blues: Der Gitarrist Joe Bonamassa untermauert beim Auftritt in der Rheinmetropole seinen Ausnahmerang am Instrument.

Leidenschaft in jedem Ton: Joe Bonamassa an der Gitarre.

Foto: Thomas Brill

The Guitar Event of the Year“ lautet seit einigen Jahren der wenig nach Bescheidenheit klingende Tour-Titel von Joe Bonamassa. Aber der 40-jährige Gitarrist aus New York, der bereits als Zwölfjähriger im Vorprogramm seines Mentors B.B. King spielte und jüngst mit Beth Hart das grandiose Album „Black Coffee“ veröffentlicht hat, nimmt den Mund nicht zu voll. Für zwei Stunden erleben rund 3500 Fans in der komplett bestuhlten Kölner Lanxess Arena eine ebenso virtuose, wie leidenschaftliche Intonation zeitgemäßer Interpretation von Blues-Rock.

„All on board“ stellt die Ansage um 20 Uhr fest und pünktlicher als die Deutsche Bahn setzt sich der Joe-Bonamassa-Blues-Express mit „King Bee Shakedown“ mit kraftvoller Beschleunigung in Gang. Maßgeblich an der musikalischen Kraftentfaltung beteiligt ist eine siebenköpfige Band mit Stars der L.A.- und Nashville-Szene. Bonamassa schüttelt musikalisch souverän erste instrumentale Klasse aus dem Ärmel seines knapp geschnittenen blauen Anzugs und brilliert unter rhythmischem Volldampf mit energiegeladenen Riffs, sorgt für Abwechslung mit einigen superschnellen Fingerübungen und findet in diesem virtuosen Powerplay auch noch Platz für Slide-Einlagen. Auch die folgenden Songs „Evil Mama“ sowie „Just Cause You Can“, die voraussichtlich erst im Herbst auf einem Album veröffentlicht werden, finden schon heute den Beifall der Fans.

Bonamassa ist im Gegensatz zu den bereits verstorbenen Blues-Raubeinen Stevie Ray Vaughn oder Gary Moore ein musikalischer Schöngeist und im Vergleich zum eher sparsam agierenden Eric „Slowhand“ Clapton“ liebt er neben Eleganz und auch die klangliche Opulenz. So erinnert „Self Inflicted Wounds“, nicht zuletzt wegen des grandiosen Gesangseinsatzes von Jade MacRae, sogar an „The Great Gig in the Sky“ von Pink Floyd. Allerdings wirkt sich dieser Hang zur Opulenz nie in Richtung Überfrachtung aus. Seine überragende Spieltechnik klingt dabei stets akkurat, aber keine Note erklingt ohne Leidenschaft, was er auch als Sänger auszudrücken vermag.

Zudem ist Bonamassa ein guter Arrangeur, der Lee Thornburg (Trompete), Paulie Cerra (Saxofon) und nicht zuletzt Reese Wynans (Hammond-Orgel, E-Piano) reichlich Spielraum gewährt. So sorgt letzterer bei „Boogie with Stu“, einem Led-eppelin-Cover für einen Konzerthöhepunkt. Der Song, der einst bei einer Session mit Ian „Stu“ Stewart, dem langjährigen Stones-Pianisten, entstanden ist, reißt mit seiner Boogie-Rhythmik die Fans von ihren Plätzen. Anschließend setzt Bonamassa mit „Last Kiss“ und „How Many More Times“, ein weiteres Cover von Led Zeppelin noch zwei leuchtende Schlusslichter, ehe der Blues-Express nach der Zugabe „Sloe Gin“ zum Stehen kommt.

Großer Jubel für einen Musiker, der der alten Blues-Eisenbahn eine glänzende Innovationskur verpasst hatte, die teilweise auch der Deutschen Bahn gut zu Gesicht stehen würde.