Haus der Geschichte in Bonn John F. Kennedy - Mord und Mythos

BONN · Wer hat sie nicht im Kopf, die Bilder aus Dallas, als John F. Kennedy und seine Frau Jackie am 22. November 1963 im offenen Lincoln entlang der Elm Street auf der Höhe Dealey Plaza fuhren und die tödlichen Schüsse fielen. Der Russe Abraham Zapruder, Damenmoden-Fabrikant, Kennedy-Fan und Hobbyfilmer, lag an jenem Tag mit seiner Kamera auf der Lauer, auf dem "Grassy Knoll".

27 Sekunden lang ist sein Film vom Attentat auf Kennedy, der die Welt schockte. Nicht zuletzt auch Zapruder, der nie wieder eine Kamera anrührte. Das Bonner Haus der Geschichte präsentierte Ronald D. Gerstes Buch "JFK 100 Fragen - 100 Antworten"

In Roland D. Gerstes Kennedy-Buch firmiert dieser berühmteste Stummfilm aller Zeiten unter Nummer 91. Insgesamt 100 Nummern listet diese lesbare Faktensammlung über Kennedy auf: "JFK 100 Fragen - 100 Antworten" (Klett-Cotta, 16,95 Euro) nennt Gerste dieses Buch, das gründlich recherchiert alles Wissenswerte über die von Legenden und Verschwörungstheorien umwehte Persönlichkeit ausbreitet.

Der in Washington lebende Autor und Wissenschaftskorrespondent Gerste und der Historiker Harald Biermann, Kommunikationschef des Hauses der Geschichte und durch etliche Publikationen ausgewiesener Kenner von Kennedys Vita und des Kalten Krieges, stellten gestern das Buch im Bonner Haus der Geschichte vor. Passend zur aktuellen Ausstellung "The American Way. Die USA in Deutschland".

Biermann lobte das Werk gegenüber dieser Zeitung als "faktenreich und gut geschriebenes Buch" über diese Figur der Zeitgeschichte, über seine Großtaten und Abgründe, räumte aber ein: "Bei mir kommt Kennedy nicht so gut weg." Das will nicht heißen, Gerste würde unkritisch mit Kennedy umgehen. Unverblümt schildert das Buch die dunklen Seiten des Kennedy-Clans und insbesondere des Präsidenten. Seine Liebesaffären sind ebenso Thema wie JFKs Rolle in der Kubakrise. Gerste stellt auch die bei Historikern so unbeliebte Frage "Was wäre, wenn...?"

"Wäre Kennedy 1964 wiedergewählt worden?" Der Autor meint: Ja. Denn dieser junge, dynamische Präsident war ein Trendsetter und auch politisch kaum zu verwunden, meint Gerste. Die Amerikaner verziehen ihm nahezu alle Fehler. Es musste schon etwas Besonderes geschehen, um "den normalen Gang der Dinge" zu stören. Es geschah.

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