Haus der Springmaus Joints und Jokes mit Migrationshintergrund

BONN · "Rebell Comedy" ist eine junge, frische, laute, rotzige und (respekt-)lose Allianz junger Comedians mit ausländischen Wurzeln. Ihre Zuschauer, inklusive einiger Kopftuch tragender Frauen, besitzen ebenfalls überwiegend den viel zitierten "Migrationshintergrund". DJ Wati mixt auf der Bühne R&B mit HipHop, und Moderator Khalid verspricht: "Hier wird nicht mit Joints gedealt, sondern mit Jokes." Das ist doch ein Wort.

Den Auftakt im Haus der Springmaus macht Hany. Der dunkelhäutige Ruhrpottler entwirft den ersten schwarzen Superhelden ("Blackman"), kennt den Grund für Rassismus in Deutschland (Detlef D! Soost) und streut sogar eine zaghafte politische Note ein: "Der einzige Laden, in den wir eher 'reinkommen als Deutsche, ist Guantanamo." Özcan Cosar hat ein paar viel versprechende Ansätze, bleibt dann aber in breit gewalztem Flatulenzhumor stecken.

Banaissa ist einer der Rebell-Comedy-Gründer und sagt: "Immer mehr Deutsche reden wie Ausländer und immer mehr Ausländer reden wie Deutsche. Integration findet statt." Und Pu hat seinen stärksten Moment, als er vier junge Marokkaner, die ihn beleidigen und den Saal verlassen, als "dumme Kanaken" bezeichnet - eine ansonsten selbstverständlich unmögliche Formel.

Am spannendsten ist der Auftritt von Stargast Fatih Cevikkollu, dessen erster Satz richtig einschlägt: "Ich habe noch nie vor so vielen Integrationsverweigerern gespielt." Der scharfsinnige und preisgekrönte Provokateur hat sichtlich Spaß in dem Amateurformat, spaltet das Publikum mit Burka-Witzen und gibt auch völlig angebrachte Nachhilfe in Sachen Zuschauerverhalten: in Reihe eins mit dem Handy telefonieren, das geht nun mal gar nicht.

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