Theater in Bornheim Josef Hofmann überzeugt mit "Dr. Jekyll und Mr. Hyde"

BORNHEIM · Die Bühne des Bornheimer Theaters im Kloster gehörte am Freitag Dr. Jekyll und Mr. Hyde. In einer szenischen Lesung mit Tanz, Musik und Verwandlungen demonstrierte Josef Hofmann (57) die Gewissensqualen des untadeligen Arztes Dr. Jekyll, der in einem Selbstversuch ein Elixier trinkt, das den ehrenhaften Teil seiner Seele vom triebgesteuerten, lasterhaften und animalischen Wesen, das er seit langem in sich rumoren spürt, trennt.

 Lesung in Bornheim: Josef Hofmann als Dr. Jekyll.

Lesung in Bornheim: Josef Hofmann als Dr. Jekyll.

Foto: Wolfgang Henry

"Frei, endlich frei, ihr Heuchler und Feinde des Lebens" tobt das erwachte alter ego von Dr. Jekyll über die Bühne. 1886 erschien die Erzählung "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" des schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson (1850 bis 1894) und avancierte sofort zum Skandal im prüden viktorianischen Großbritannien.

Doch hinter der Empörung beweisen mehr als 50 Verfilmungen und mehrere Musicalfassungen, dass die Menschen von jeher fasziniert waren von den zwei Seelen, die in seiner Person miteinander ringen.

Der Raum ist nur von einigen Kerzen beleuchtet, und die bunten Fenster der ehemaligen Kapelle verstärken die gruselige Atmosphäre, wenn Dr. Jekyll seine Bekenntnisse vorträgt und den Kampf des Guten gegen das Böse, das auch vor einem Mord nicht zurückschreckt, verloren gibt. Jede der quälenden Verwandlungen des Arztes in den maßlosen Edward Hyde lässt diesen stärker werden, bis Jekyll sich der "Ungeheuerlichkeit der Laster" ergibt.

Josef Hofmann tingelt mit seiner Interpretation des Gruselklassikers von Stevenson durch Deutschland. Und wer ihn erlebt hat, weiß, was Hofmann damit meint, wenn er sagt: "Als ich in einer Weinhandlung aufgetreten bin, musste ich mich schon sehr beschränken, um nicht zu viel kaputt zu machen."

Dem gebürtigen Augsburger, der lange Zeit im Kölner "Theater im Bauturm" gespielt hat, gelingt die Darstellung des Wahnsinns und der Obsession mit dem Einsatz seiner mal ruhigen, mal sich überschlagenden, irren Stimme und seines Körpers, mit dem er in eindringlicher, mitreißender und Furcht einflößender Weise durch den gesamten Raum des Theaters im Klosters tobt. Das Animalische des Mister Hyde fordert den ihm gebührenden Platz.

Cécile Kott und Gerhard Fehn, die beiden Seelen des "Theaters im Kloster", planen im Juni eine Wiederaufführung der erfolgreichen Eigenproduktion "Am Ende der Spargelzeit". Im September wird Bernd Stelter in einer weiteren Eigenproduktion an der Secunda-straße zu sehen sein.

Bleibt nur die große Frage, wo die Besucher sind, wenn es ein eigenes Theater in der Stadt gibt, in dem das Publikum die Vorstellung mit einem Glas Rotwein genießen kann und das Programm einen anregenden Abend verspricht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCamp Neue Musik zwischen Wohnwagen
Zum Thema
Ein Porträt Venedigs am Piano
Iiro Rantala und Fiona Grond beim Jazzfest Ein Porträt Venedigs am Piano
Aus dem Ressort