Jubiläum für Bonner Philharmonie-Direktor

Viel Lob vom Chor - Seit 25 Jahren dirigiert Thomas Neuhoff in Philharmonie

Bonn. Felix Mendelssohn Bartholdy war ein großer Verehrer der Musik Beethovens, der allerdings nicht vor diesem monumentalen Erbe in die Knie ging, sondern es auf vielfältige Weise für seine eigene Kunst fruchtbar machte.

Seine Sinfonie Nr. 2 "Lobgesang" ist da ein besonders schönes Beispiel: Sie wäre ohne die Neunte des Vorbilds nicht denkbar - und ist doch ganz anders als jene. Thomas Neuhoff, dem die Musik und insbesondere die großen Oratorien Mendelsohn Bartholdys immer schon eine Herzensangelegenheit waren, hatte sich nun die Vokalsinfonie für das Konzert zu seinem 25-jährigen Dienstjubiläum als Direktor des Philharmonischen Chores der Stadt Bonn gewünscht.

Um das groß dimensionierte Werk entsprechend herüberzubringen, versicherte sich Neuhoff der Verstärkung durch die Auerberger Kantorei, die er ebenfalls seit 1983 leitet. Den Instrumentalpart übernahm das Philharmonische Orchester Köln.

Im ersten Satz, dem einzigen reinen Instrumentalstück des Opus 52, verbergen sich drei sinfonische Sätze, deren musikalische Charaktereigenschaften das Orchester unter Leitung von Neuhoff sehr schön nachzeichnete. Das "Adagio religioso" etwa geriet zu einer innigen Einstimmung auf den Vokalpart, der mit der zuvor schon instrumental "zitierten" Textzeile "Alles was Odem hat, lobe den Herrn" packend hervorbricht.

In der nahezu ausverkauften Beethovenhalle machte diese Stelle außerordentlich Wirkung. Dass Mendelssohn in seiner Sinfonie zum großen Teil Bibeltexte vertont, hat einen einfachen Grund: Mit ihr feierte man 1840 in Leipzig 400 Jahre Buchdruckkunst und Gutenberg-Bibel. Einen entsprechend sakralen Ton schlägt die Sinfonie denn auch an. Die beiden Chöre meisterten ihre Aufgabe beeindruckend souverän.

Wobei komplexere Fugenstrukturen immer gut durchhörbar blieben. Und in dem ausdrucksvollen Choralsatz ("Nun danket alle Gott") brachten die Chöre mit vorbildlich homogenem Klang und feiner Phrasierung die Musik regelrecht zum Erblühen.

Am weitesten entfernt sich das Tenorsolo "Stricke des Todes" von der religiös-innigen Grundstimmung, das im Zusammenspiel von Neuhoffs Dirigat und Donát Havárs Gesang zu einer berührenden Szene gestaltet wurde. Die Sopranistin Simone Kermes fügte sich mit sehr präsenter und musikalisch geführter Stimme sensibel in den Chorgesang ein und sang auch im Duett mit Alison Browner absolut stilsicher.

Alison Browner hatte bereits in der ersten Konzerthälfte den Solopart in Mendelssohns Hymne "Hör mein Bitten" für Sopran, Chor und Orchester übernommen. In Mendelssohns Vertonung des 42. Psalms "Wie der Hirsch schreit" op. 42 für Soli, Chor und Orchester ergänzten Helmut Clemens (Tenor), Steffen Neutze (Bariton) und Christian Palm (Bass) die Solistenriege.

Nach Robert Schumanns Ansicht war die Psalmvertonung die "höchste Stufe", die Mendelssohn "als Kirchenkomponist, ja die die neuere Kirchenmusik überhaupt erreicht hat". Neuhoff und seine Ensembles bestätigten dies Wort nachdrücklich. Das Publikum feierte die Sänger und ihren Dirigenten nach diesem Abend mit begeistertem Applaus.

Zu Beginn des Konzerts hatte bereits Bonns Kulturdezernent Ludwig Krapf die Arbeit Neuhoffs gewürdigt und vor allem auch sein pädagogisches Engagement für den musikalischen Nachwuchs hervorgehoben.

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