Beethoven-Haus in Bonn Jubiläumsausstellung beleuchtet die 125-jährige Geschichte

BONN · Herr Vorsitzender!", schrieb Giuseppe Verdi im Mai 1889 an den Präsidenten des Vereins Beethoven-Haus, "obgleich ich in von Natur aus allen öffentlichen Feiern abgeneigt bin . . ., es geht um Beethoven! Wir alle haben uns vor einem solch großen Namen in tiefer Ergebenheit zu verneigen."

Mit diesen wohlgesetzten Worten bedankt sich Verdi für die Ehrenmitgliedschaft, die ihm im Gründungsjahr des Vereins verliehen wurde. Johannes Brahms und Clara Schumann sind weitere illustre Namen auf der Liste der prominenten Patrone; der Geiger Joseph Joachim konnte als Ehrenpräsident gewonnen werden. Nachzulesen im ersten Mitgliederverzeichnis, mit dem die "bewegte und bewegende Geschichte" des Beethoven-Hauses ihren Anfang nimmt.

Eine spannende, von Michael Ladenburger und Nicole Kämpken konzipierte Sonderausstellung zum 125-jährigen Bestehen schlägt einen Bogen von der Gründungszeit bis zum Beethoven-Haus des 21. Jahrhunderts. Mit einem Festakt am Montagabend wird die Ausstellung eröffnet; bis zum 17. August wird sie zu sehen sein. Mehr als 100 Exponate, viele davon nur selten öffentlich zu sehen, sollen, so Direktor Malte Boecker, dabei helfen, "diesen Schatz neu zu erschließen und der Öffentlichkeit zu vermitteln: Ich würde mich freuen, wenn die Ausstellung auch viele Bonner Herzen erreicht."

Zwölf angesehene Bonner Bürger, darunter der Verleger Hermann Neusser, retteten Beethovens Geburtshaus mit der Vereinsgründung am 24. Februar 1889 vor dem Verfall. Vielleicht auch deshalb, weil der einflussreiche Musikkritiker Eduard Hanslick seiner Empörung über den Zustand des Gebäudes deutlich Luft gemacht hatte. So diente Beethovens Geburtszimmer als Umkleide für eine berühmt-berüchtigte Damenkapelle, die in einem Holzanbau leichtgeschürzt aufspielte.

Daraufhin machten die Stiftungsväter mit dem Erwerb und der Wiederherstellung des Hauses sowie der laut Satzung angestrebten "Ansammlung von Manuscripten, Bildern, Büsten und Reliquien Beethovens" Nägel mit Köpfen. "Die Vision der ersten Satzung war damals schon so weitsichtig", erklärt Michael Ladenburger, "dass es bis heute nicht notwendig war, inhaltlich daran irgendetwas zu ändern."

Schon 1890 zeigte die erste Ausstellung in den Räumen der Lese- und Erholungsgesellschaft 360 Exponate, die sich zu diesem Zeitpunkt größtenteils noch in Privatbesitz befanden. Darunter das Autograph der "Prometheus-Variationen", Josef Danhausers Ölstudien des Komponistenhauptes auf dem Totenbett sowie Korrespondenz, die ein anschauliches Bild von der Persönlichkeit Beethovens zeichnet.

Wie zum Beispiel die sehr ungehaltene Reaktion des Meisters auf einen Beschwerdebrief seines Kopisten Wolanek, der sich bitterlich über die unleserlichen Manuskripte beschwert hatte. "Schreib-Sudler!" und "Dummer Kerl!" kritzelte Beethoven in wütenden Schriftzügen über den Brief und ließ Wolanek wissen: "Mich belehren zu wollen . . ., ist gerade, als wenn die Sau die Minerva lehren wollte." Abgeschickt wurde diese Antwort jedoch nicht.

Die Geschichte des Hauses im 2. Weltkrieg dokumentieren unter anderem die amerikanische Brandbombe, die der damalige Hausmeister Heinrich Hasselbach unter Lebensgefahr vom Dach holte, sowie Fotos und Filmszenen von der Heimkehr der Sammlung, die den Krieg auf Schloss Homburg und in einem Siegener Bergungsstollen unbeschadet überstanden hatte. Auch dank des großen persönlichen Einsatz des Provinzialkonservators Theodor Wildeman, der sich den Job als Vereinsvorsitzender damit redlich verdient hatte.

Auf einem Foto vom 26. März 1952, Beethovens 125. Todestag, posiert Wildeman gemeinsam mit Konrad Adenauer und Theodor Heuss vor der Komponistenbüste im Garten. 1956 verdoppelte sich der Bestand des Beethoven-Hauses schlagartig, als der Zürcher Sammler Hans Conrad Bodmer dem Verein seine kompletten Beethoveniana vermachte - 850 wertvolle Dokumente und Objekte.

Weitere Glanzlichter in der bewegten und bewegenden Geschichte des Hauses sind das legendäre Konzert des 81-jährigen Cellisten Pablo Casals 1958 und die Eröffnung des Kammermusiksaals Hermann J. Abs zum 100-Jahr-Jubiläum 1989.

Öffnungszeiten: bis 31. März, Montag-Samstag 10-17 Uhr, Sonntag 11-17 Uhr. Ab 1. April Montag bis Sonntag 10-18 Uhr.

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