Kabarettist Beikircher begrüßt Meckenheimer "zum neunten Teil seiner Triologie"

Grundelemente der rheinischen Seele - Wegen "dem Maggele" steht Rheinländer nie in ersten Reihe

Kabarettist Beikircher begrüßt Meckenheimer "zum neunten Teil seiner Triologie"
Foto: Henry

Meckenheim. "Schön, dat Ihr do seid!" Der südtiroler Kabarettist und Wahlrheinländer Konrad Beikircher freute sich ganz offensichtlich, am Donnerstagabend das Meckenheimer Publikum recht herzlich "zum neunten Teil meiner Trilogie" begrüßen zu können.

Den "Immis" unter dem Publikum versprach er schon am Anfang seines Programmes, welches in Anlehnung an den großen Sohn Bonns Ludwig van Beethoven den Titel "Die rheinischen Neunte" trägt, die an diesem Abend zur Debatte stehenden drei Grundelemente rheinischen Wesens auch für die verständlich zu erklären, die des von ihm perfektionierten rheinischen Dialektes nicht mächtig waren.

Genannt werden musste natürlich zum Ersten die Feierfreudigkeit des Rheinländers, die weltweit ihresgleichen sucht, denn "der Rheinländer hat chromosomal kein Gen dafür", zu einer Einladung nein zu sagen. Damit verbunden sei seine erste sichtbare Eigenschaft: die Fähigkeit, sich freuen zu können.

Als bestes historisches Beispiel dieses lebenslustigen rheinischen Gemütes eignet sich nach Meinung Beikirchers die Lebensgeschichte von Kurfürst Clemens August, der sich bei einer "Ü-30-Party" seiner Wittelsbacher Verwandtschaft "zu Tode jetanzt hat". Beikircher glaubt ebenfalls, mit dem "Maggele", dem Hang zu Tauschgeschäften, ein weiteres rheinisches Gen entdeckt zu haben.

Über dieses wird in den "deutschsprachigen Paralleluniversen" zwar häufig die Nase gerümpft, doch "ist es die Urform der rheinischen Demokratie" und seiner Meinung entscheidender Grund dafür, dass die Rheinländer im Krieg nie in die vorderste Reihe gestellt wurden. Sind sie doch mit dem Feind sofort in Tauschgeschäfte verwickelt. Der rheinische Glaube ist, zumindest laut Beikircher, ebenfalls etwas ganz Besonderes und eher als "Glaube mit Augenzwinkern" zu verstehen.

In echt rheinischer Manier kommt der facettenreiche Kabarettist "beimVerzälle" vom Hölzchen aufs Stöckchen, zieht Schlaufen und macht Umwege, um immer wieder zu seinem Erzählfaden zurückzufinden und das Publikum in die Tiefen der rheinischen Kultur und die Besonderheiten des Rheinländers einzuführen und Einheimischen einen Spiegel vorzuhalten. Er versteht es vorzüglich, mit viel Körpersprache und in dem typischen Singsang der rheinischen Mundart seinem faszinierten Publikum die "drei Flügel, mit denen die rheinische Seele fliegt" auf höchst vergnügliche und liebenswerte Art näher zu bringen.

Dabei würzt er seine Ausführungen mit vielen Anekdötchen, über den Eier klauenden Ludwig van Beethoven, mittelalterliche Beerdigungspraktiken: "portionieren, filetieren, kochen und pökeln", bis hin zur Wallfahrt in diesen Tagen und das Verhalten der Rheinländer bei Hochwasser.

Er schlägt den Bogen meisterlich von Vergangenem zu Gegenwärtigen und beschert seinen Zuhörern mit Wortwitz, wunderbaren Details und seiner Liebe zum Rheinland einen zugleich unterhaltsamen und lehrreichen Abend, für den sich alle Anwesenden mit einem herzlichen Schlussapplaus bedankten.

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