Kabarettist Gieseking blickt im Pantheon auf 2007 zurück

Wenn TV-Köche das Klima aufheizen

Bonn. Nicht jeder beherrscht die hohe Kunst des kabarettistischen Jahresrückblicks. Es ist nicht einfach für einen tourenden Bühnenkünstler, relativ kurzfristig ein mehrstündiges Programm aus den Ereignissen eines Jahres zu gestalten, das zudem nur für eine kurze Zeit aufgeführt werden kann.

So wundert es nicht, dass Bernd Giesekings mittlerweile 14. Jahresrückblick unter dem Titel "Ab dafür", den er an Silvester in zwei Vorstellungen im Pantheon präsentierte, nicht durchgängig gelungen war. Gieseking hatte nur eine stark verkleinerte Bühne zur Verfügung, da der hintere Teil von der Kulisse des Pink Punk Pantheons eingenommen wurde. Der ostwestfälische Kabarettist hatte sich seine Themen für den Jahresrückblick nach eigenen Maßstäben ausgesucht.

Die großen Themen wie der Bahnstreik und die Onlinedurchsuchung spielten nur Nebenrollen, viel lieber sprach der Komiker über die vielen Jubiläen des Jahres, besonders gerne über die Korruptionsaffäre bei VW und auch über die eigene Stammkneipe. Themen die dem Publikum nicht oder nicht mehr vollkommen präsent waren und zur Folge hatten, dass Gieseking sehr viel erklären musste.

Besonders im ersten Teil des Programms verschenkte er damit viele Lacher. Später gelingen ihm im Vorbeigehen aber auch einige erstklassige Geistesblitze, wie wenn er die Bemühungen der Bundesregierung um den in der Türkei inhaftierten Marco mit der Apathie gegenüber des Bremer Guantanamo-Häftlings Kurnaz vergleicht oder die ständig heißen Herdplatten der unzähligen TV-Kochsendungen für die Erderwärmung verantwortlich macht. Auch sehr lustig, wie er von einer Arktisreise ein Rezept mitbringt, um Knuddeleisbär Knut zuzubereiten.

So gelingt es Gieseking schließlich doch noch, das Publikum im Großen und Ganzen für sich zu gewinnen. Aber das ändert nicht, dass sein Jahresrückblick an den großen Themen und somit der eigentlichen Aufgabenstellung vorbeirauschte. Zumindest für einen Teil des Abends war die Reaktion eines kleinen Jungen im hinteren Teil des Saales exemplarisch: Der beschäftigte sich lieber mit seinem Videospiel, als dem Kabarettisten zuzusehen.

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