Pauluskirche in Bonn Kabarettistische Glaubenswoche: Mehr Humor wagen

BONN · Ausblick auf die dritte kabarettistische Glaubenswoche in der Pauluskirche: Eckart von Hirschhausen, Jürgen Becker, Konrad Beikircher Wilfried Schmickler, Vince Ebert, Simone Solga und Willibert Pauels stehen im Wort.

 "Volksbegehren" heißt das neue Programm von Jürgen Becker, am 13. Februar 2017 in der Pauluskirche.

"Volksbegehren" heißt das neue Programm von Jürgen Becker, am 13. Februar 2017 in der Pauluskirche.

Foto: Simin Kianmehr

Anno 2006 war es – da schmetterten die Kabarettisten Jürgen Becker und Norbert Alich frohgemut ihr Credo: „Ich bin so froh, dass ich nicht evangelisch bin.“ Seinerzeit der Hit der Session. Das kennt der katholische Rheinländer, da geht das Herz auf – mit bedauerndem Blick auf alle, die nicht „normalen Glaubens“ sind, wie Konrad Beikircher sich gemeinhin auszudrücken pflegt.

Doch auch Protestanten wissen, wie man feiert – zum Beispiel das Reformationsjubiläum im Rheinland unter dem Motto „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit“. Was wiederum gut zum Programm der dritten kabarettistischen Glaubenswoche vom 12. bis 19. Februar in der Bonner Pauluskirche passt.

Bevor die Session 2016/17 also auf die Ziellinie einbiegt, geben sich Dr. Eckart von Hirschhausen („Wunder wirken Wunder“, 12.2.), Jürgen Becker („Volksbegehren, 13.2.), Konrad Beikircher („500 Jahre falscher Glaube“, 14.2.), Wilfried Schmickler („Das Letzte“, 15.2.), Vince Ebert („Zukunft is the Future“, 16.2.) und Simone Solga („Im Auftrag Ihrer Kanzlerin“, 17.2.) das Wort.

Bevor am Samstag, 18. Februar, Willibert Pauels zum Rudelsingen einlädt und am Sonntag, 19. Februar, Gernot Voltz – auch bekannt als „Herr Heuser vom Finanzamt“ – als Gastprediger von der Kanzel spricht.

Der Karnevalsgottesdienst, zu dem auch die Bad Godesberger Prinzen- und Kinderprinzenpaare kommen, wird unter anderem von der Kirchenmaus Pauline sowie Paulines Orgelpfeifen, von der St. Pauls Band und natürlich von „Dorfpfarrer“ Siegfried Eckert gestaltet, der 2012 die Idee zur ersten kabarettistischen Glaubenswoche hatte.

Und was war die Inspiration, das auszuprobieren, was bundesweit bislang einmalig ist? „Das Motto des Reformationsjubiläums 2017 heißt ja: Am Anfang war das Wort“, führt Pfarrer Eckert an: „Wir Protestanten lieben das biblische Wort, die Predigt und glauben an das Wort.“

Da in der Pauluskirche politische Kabarettisten auf der Bühne stehen, „bekommen wir es hier mit Meistern des Wortes zu tun. Ins Nachdenken über sein Leben kommen, geschieht im Kabarett sehr oft, meist kritisch, und das kann in diesen postfaktischen Zeiten nicht schaden.“ Für Eckert gehören Glauben und Humor untrennbar zusammen.

Lachen Katholiken und Protestanten womöglich anders?

„Weil das Leben nicht immer lustig ist, aber auch, weil der Glaube Freude und Hoffnung schenkt. Die Satire erinnert zudem an die prophetische Seite des Glaubens, der uns auch den Spiegel vorhält, unsere Eitelkeiten in Frage stellt und schlichtweg den Menschen empfiehlt, sich nicht zu wichtig zu nehmen.“

Doch lachen Katholiken und Protestanten womöglich anders? Auch dazu hat Eckert sich Gedanken gemacht: „Als nach dem Krieg stramme protestantische Ostpreußen ins katholische Rheinland kamen, war das nicht immer nur eine spaßige Angelegenheit. Da hat sich einiges verändert, ist entspannter geworden. Das Lied 'Ich bin so froh, dass ich nicht evangelisch bin' bringt doch so manche Unterschiede auf den Punkt.“ Zum Reformationsjubiläum hat Eckert sein neues Buch „Mehr Ökumene wagen“ vorgestellt: „Ganz in diesem Sinne können wir auch sagen: Mehr Humor wagen.“

Die Reaktionen auf die erste Glaubenswoche 2012? Eckert erinnert sich: „Die Leute waren begeistert – und erstaunt, dass es so etwas in einer evangelischen Kirche gibt.“ Zu den Publikumslieblingen, die ebenso rasch wie restlos ausverkauft waren, zählen Hirschhausen und Becker.

„Willibert Pauels hat es geschafft, die ganze Kirche auf Wolke 7 zu bringen, da lag ein Zauber in der Luft. Und viele freuen sich auf Simone Solga, endlich mal wieder eine Frau auf der Bühne.“ Da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, plant Eckert, es mit drei Glaubenswochen bewenden zu lassen.

Erst einmal: „Sag niemals nie, ist eine gute Weisheit. Aber es ist schon viel Arbeit, und da kann es auch Mal gut sein, solch ein dickes Brett wieder zur Seite zu legen“, ergänzt er. Sei's drum: „Jetzt feiern wir diese dritte Woche, dann sehen wir weiter.“ Klingt nach einem guten Plan .

Info:Kabarettistische Glaubenswoche, 12. bis 19. Februar 2017, Bonn, Pauluskirche, In der Maar 7, Tel. (0228) 433 17 39; www.thomas-kirchengemeinde.de

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