Haus der Springmaus in Bonn Kai Spitzl: Geisterfahrer und Affenhirne

BONN · Früher habe er einfach in den Tag hinein gelebt, bekennt Kai Spitzl. Doch damit sei jetzt Schluss: "Heute bin ich meistens der Erste im Café." Wenn dann so gegen halb zwölf die ersten Gammelstudenten eintrudelten, "habe ich schon meinen dritten Latte Macchiato auf".

Und im Falle einer morgendlichen Unpässlichkeit rufe er höchst zuverlässig im Café an und melde sich krank. Alle Achtung, Herr Spitzl. Eiserne Disziplin. Im Haus der Springmaus liefert er ein vorzügliches Kabarettprogramm ab - wie es in dieser überzeugenden, leichtfüßig-souveränen Demonstration zwischen den großen Eckpfeilern Kirche, Medien, Politik und Gesellschaft selten zu erleben ist.

Beträchtliches wirtschaftliches Potenzial sieht Spitzl in seiner Vision eines Erlebnisparks Ost ("PhanStasialand"); 1,5 Milliarden Chinesen machen ihm zunehmend Angst ("Wer Hunde und gefrorene Affenhirne isst, macht irgendwann auch vor uns nicht Halt") und 100-Meter-Schwimmwettkämpfe sind für ihn Kokolores ("Diese Strecke kann man auch zu Fuß gehen, das ist schneller und man bleibt trocken").

Und wer schon längst jegliche Hoffnung auf erheiternde, scharfsinnige Kommentare zum hiesigen Unterhaltungsfernsehen begraben hatte, der wird von Kai Spitzl auch in diesem Punkt angenehm überrascht.

Als allerliebst nostalgisch erweisen sich seine Betrachtungen zur geächteten Glühbirne: In spätestens 15 Jahren werde man für einen besonderen Abend "eine schöne, 1985-er, 120-Watt-Osram" aus dem Keller holen.

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