Musikprojekt im Theater im Ballsaal Bonn Kassia als erste Komponistin des Abendlandes
Bonn · Das Kainkollektiv kommt mit einem Musiktheater-Projekt ins Theater im Ballsaal. Im Mittelpunkt steht Kassia. Die kennen viele seit „Vikings“, aber die Frau hat historisch weit mehr zu bieten.
Durch die erfolgreiche TV-Serie „Vikings“ hat die byzantinische Äbtissin Kassia gerade eine erfreuliche Popularität erlangt. Doch eine bedeutende Persönlichkeit war sie auch schon lange vorher. Die um 810 in Konstantinopel (heute Istanbul) geborene Tochter einer wohlhabenden Familie war Ordensgründerin, Dichterin und gilt als die früheste Komponistin des Abendlandes. Die Biografie dieser klugen und schillernden Frauenfigur hat das Bochumer Kainkollektiv vor einiger Zeit zu einer spannenden und vielschichtigen Musiktheater-Performance inspiriert, mit der sie an diesem Wochenende zwei Mal im Endenicher Theater im Ballsaal gastieren.
„Die ganze Idee und die Initiative zu diesem Projekt ging von meiner Partnerin und Kollegin Mirjam Schmuck aus“, erzählt Fabian Lettow, der mit ihr zusammen das Kainkollektiv leitet und schon mal für Vorbereitungen des Gastspiels nach Bonn vorausgefahren ist. Gemeinsam haben sie zahlreiche Kreativköpfe versammelt, um sich der Titelheldin ihres Stücks, das vollständig „Kassia – Songs of Care(volution)“ heißt, anzunähern. Eine ganz zentrale Rolle in diesem Kollektiv spielt der in Istanbul geborene und in Berlin lebende Instrumentalist und Komponist Burak Özdemir. Der an der New Yorker Jilliard School ausgebildete Musiker ist Spezialist für alte Musik und zudem Gründer und Leiter des Orchesters Musica Sequenza. Das Besondere an diesem Barockorchester ist seine Fähigkeit, in einem stilistischen Crossover Verbindungslinien zwischen alter und neuer Musik zu ziehen.
Zugang zu mehr als 1000 Jahre alter Musik
Özdemir habe aufgrund seiner enormen Kenntnis Zugang zu dieser mehr als 1000 Jahre alten Musik gefunden, sagt Lettow, „er hat dann aber auf der Basis der Musik, die er vorgefunden hat, etwas eigenes entwickelt und geschrieben“. Zehn Musiker werden die neu geschaffene Partitur im Ballsaal spielen.
Die Titelheldin der feministisch-interkulturellen Oper erscheint in mehrfacher Gestalt: Die guatemalische Sopranistin Diana Ramirez verleiht ihr Singstimme, Catherine Joidon aus Kanada stellt sie als Tänzerin dar und die syrische Schauspielerin Amal Omran spricht die Texte, in denen sie auch ihre eigenen Erfahrungen als Kriegsflüchtling einfließen lässt. Und dann gibt es noch Kassia als neunjähriges Mädchen. Diese Rolle haben Fabian Lettow und Mirjam Schmuck ihrer neunjährigen Tochter Emine anvertraut.
13./14. Mai, 20 Uhr, Theater im Ballsaal. Karten: bonnticket.de und an der Abendkasse