Lesung aus dem Buch "Vatertage" Katja Thimm im Haus der Geschichte

Bonn · Eine gemeinsame Reise nach Masuren brachte die Geschichte ins Rollen. Eine Reise in die Vergangenheit. "Die Häuser, die Gerüche, die Wälder seiner Kindheit haben dazu geführt, dass wir angefangen haben, miteinander zu sprechen", sagt Katja Thimm in der Bibliothek des Hauses der Geschichte.

Die "Spiegel"-Reporterin und Egon-Erwin-Kisch-Preisträgerin veröffentlichte im Vorjahr ein beeindruckendes Buch über das Leben ihres Vaters.

Horst Thimm, Jahrgang 1931, musste mit der Familie aus Ostpreußen flüchten. Er musste fast noch als Kind in der jungen DDR Leichen bergen. Und er musste sechs Jahre als politischer Häftling im Gefängnis verbringen. Als er in den Westen kam, startete Thimm eine Beamtenlaufbahn im Bundesgesundheitsministerium und gründete mit knapp 30 Jahren eine eigene Familie - und hatte zu dem Zeitpunkt doch schon ein ganzes Leben hinter sich.

Jenes und das "zweite Leben" ihres Vaters, er verstarb Anfang dieses Jahres, hat Katja Thimm in langen Gesprächen protokolliert. "Er hat seine Erinnerungen wie gedruckt geschildert, als hätte er sie sich im Stillen mehr als 1000 Mal selbst erzählt", sagt Katja Thimm, die in Bad Honnef aufgewachsen ist. "Ich empfinde unsere Gespräche als ein riesiges Privileg - es war etwas zutiefst Beglückendes. Plötzlich gab es eine Form für dieses Vater-Tochter-Gefühl."

Katja Thimm: Vatertage. Eine deutsche Geschichte. S. Fischer, 288 Seiten, gebunden; 18,95 Euro.

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