Kein Staatsorchester für NRW

In Nordrhein-Westfalen wird es auf absehbare Zeit kein Staatstheater und keine Staatsphilharmonie geben. Die Landesregierung hat diese Vorschläge der Expertenkommission "Kunst NRW" verworfen.

 Die Kultur-Kommission hatte für eine Staatsphilharmonie plädiert und dafür das Kölner Gürzenich-Orchester (hier bei einer Aids-Gala) vorgesehen. Sie konnte sich damit nicht durchsetzen.

Die Kultur-Kommission hatte für eine Staatsphilharmonie plädiert und dafür das Kölner Gürzenich-Orchester (hier bei einer Aids-Gala) vorgesehen. Sie konnte sich damit nicht durchsetzen.

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Köln. (dpa) In Nordrhein-Westfalen wird es auf absehbare Zeit kein Staatstheater und keine Staatsphilharmonie geben. Die Landesregierung hat diese Vorschläge der Expertenkommission "Kunst NRW" verworfen.

Stattdessen erhalten die namhaften Theater in Essen und Köln drei Jahre lang zusätzliche Finanzspritzen von jährlich je 300 000 Euro, wie Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff am Donnerstag in Düsseldorf bekannt gab. Wenige Wochen vor Ende der Legislaturperiode verabschiedete das Kabinett den Bericht zur Umsetzung der teilweise umstrittenen Vorschläge der Kulturkommission aus dem Jahr 2008. Ziel ist, die Kultur in NRW bundesweit und international stärker zu profilieren.

"Wir haben in der Theaterlandschaft derzeit andere Sorgen, als Staatstheater zu errichten", sagte Grosse-Brockhoff mit Blick auf die Finanznot der Kommunen, die viele Kultureinrichtungen in ihrer Existenz bedroht. Auch ein Staatsorchester habe keine Priorität. In NRW wäre es zudem schwierig zu sagen, welches Orchester als "Nummer eins" in Frage käme. Die zehnköpfige Experten-Kommission hatte vorgeschlagen, das Gürzenich-Orchester Köln in eine Staatsphilharmonie umzuwandeln.

Nach Angaben des Präsidenten der Kunststiftung NRW, Fritz Schaumann, soll das von Claudio Abbado mitgegründete Mahler-Chamber-Orchestra darin unterstützt werden, seine Residenz in NRW aufzubauen. Neben Aufführungen in Dortmund, Köln und Essen werde es sich besonders auch in der Ausbildung von Orchestermusikern engagieren. Strikt ausgeschlossen wird in dem Regierungsbericht eine Verlegung des Beuys-Archivs von Schloss Moyland nach Düsseldorf. Ablehnend äußerte sich die Regierung auch zu kulturellen Städtewettbewerben.

Die Landesregierung unterstützt dagegen den Aufbau eines Pina-Bausch-Tanzarchivs in Wuppertal. Außerdem befürwortet sie die Gründung eines Literaturzentrums in Münster, das ähnlich wie das Deutsche Literaturinstitut an der Uni Leipzig auch eine Ausbildungsstätte für das Schreiben sein soll. Westfalen hatte sich in dem 2008 vorgelegten Kulturgutachten der Kommission, die vom früheren Bahnchef Heinz Dürr geleitet wurde, zurückgesetzt gefühlt.

Wie es die Kommission vorgeschlagen hatte, wurden nach Angaben von Grosse-Brockhoff bereits in der derzeitigen Legislaturperiode die Fördermittel für Ankäufe der Museen auf rund zwei Millionen Euro pro Jahr erhöht. Nicht darin enthalten sind die Ankaufsmittel für die Kunstsammlung NRW. Verstärkt will das Land auch Staatshaftung für Leihgaben übernehmen und so den Ausstellungsetat von Museen entlasten. Weiterverfolgt wird zudem die Idee der Kommission, ein Institut für "künstlerische Forschungsprojekte" zu gründen, das die Bezüge zwischen Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft analysiert.

Die Landesregierung habe den Kulturförderetat auf rund 140 Millionen Euro im Haushalt 2010 verdoppelt, sagte der Kulturstaatssekretär. Ob es angesichts der Wirtschaftskrise auch künftig Erhöhungen in diesem Bereich geben werde, könne er nicht voraussagen.

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