Kein Stich ohne Dürer

Bonner Galerie Schön zeigt "Graphik der Renaissance - Albrecht Dürer bis Lucas van Leyden"

Kein Stich ohne Dürer
Foto: Fischer

Bonn. Nicht nur bedeutende Namen sind in der Ausstellung "Graphik der Renaissance. Albrecht Dürer bis Lucas van Leyden" präsent; auch die damals vorherrschenden Themen, nämlich die der christlichen und der mythologischen Historie, sind prominent in der Bonner Galerie Schön vertreten. Zwei Kupferstiche des großen Dürer belegen überdies das naturwissenschaftliche Interesse der Epoche und des Meisters selbst.

Aus den 1528 gedruckten vier Büchern "Von der menschlichen Proportion" stammen Front-, Rücken- und Profilansicht eines wohlgenährten Säuglings. Dürer wird es kaum um den Reiz des puttohaften Knaben gegangen sein; er hat vielmehr dessen Maßverhältnisse minutiös notiert und alle anatomischen Details beim Namen genannt: etwa "Augprauen, Kyn, Halßgrüblein, End der Nyrlein".

Wie vorbildlich der universell gebildete Nürnberger war, beweisen die "Grablegung" eines anonymen Kupferstechers einerseits, der Dürers Stil des horror vacui, der Angst vor der Leere, imitierte; andererseits eine Szene aus der Folge "Die Taten des Hercules" des Kleinmeisters Heinrich Aldegrever, der - Erfolg erhoffend - nach Dürers Art monogrammierte.

Auch Marcantonio Raimondi, Begründer des Reproduktionsstichs in Italien, ist nicht ganz ohne Dürer zu denken, da er ihn in jungen Jahren studiert und kopiert hat. Raimondis "Jungfrau am Leichnam" zeigt einen kraftvollen Figurenstil auf der Höhe der Zeit. Berühmt aber wurde er vor allem durch seine Stiche nach Michelangelo und Raffael. Dessen Apostel treten als eindrucksvolle Gewandfiguren mit ausgesprochen markanten Physiognomien auf.

Als Dokument des ersten Zustandes in der Sixtinischen Kapelle kann ein Blatt vom "Jüngsten Gericht" nach Michelangelo gelten. Denn Giulio Bonasone hat es bereits 1546 gestochen, also noch vor der vom Papst befohlenen Übermalung der Aktfiguren durch Daniele da Volterra.

Der Bilderreigen in der Galerie Schön schließt mit dem Zyklus "Passion", den Lucas van Leyden sehr wahrscheinlich unter dem Einfluss Albrecht Dürers in Kupfer gestochen hat. Beide waren sich 1521 in Antwerpen begegnet, wo die Kunst des Stechens und damit auch der Handel mit Reproduktionen nach großen Meistern blühte.

Galerie Schön, Löbestraße 1, 53173 Bonn, bis 21. April; Di bis Sa 11 bis 13 Uhr.

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