Mehr als ein blondes Püppchen Kim Basinger wird am Sonntag 60 Jahre alt

Bonn · Ich bin eigentlich brünett", sagt die blonde Lynn Bracken dem Polizisten Bud White in "L.A. Confidential". Kim Basinger ist Lynn Bracken, die in einem Callgirlring mit Hollywood-Doubles eigentlich jene Männer locken soll, die immer schon mal mit Veronica Lake ins Bett wollten.

 Kim Basinger 1998 in dem Film "L.A. Confidential".

Kim Basinger 1998 in dem Film "L.A. Confidential".

Foto: dpa

Wie sie diese fleischgewordene Fata Morgana spielte - stark trotz all der Verletzungen, erotisch trotz des Ekels vor ihren "Kunden", warmherzig bei eisiger Intelligenz - das trug Basinger 1998 völlig zu Recht den Oscar als beste Nebendarstellerin ein. Erst als vom Leben gezeichnete Schönheit in Curtis Hansons Ellroy-Verfilmung nahm man sie wirklich ernst.

Zuvor hatte es Nominierungen für "Goldene Himbeeren" als schlechteste Schauspielerin gehagelt: Als sie sich in Adrian Lynes Hochglanzschund "9½ Wochen" auf sadomasochistische Sexspielchen mit Mickey Rourke einließ, oder als sie sich 1994 mit ihrem damaligen Ehemann Alec Baldwin im hitzigen Remake von "Getaway" zwischen Feuergefechten in den Laken wälzte.

Die Tochter eines Musikers und eines Esther-Williams-Schwimmrevuestars war oft nur die kurvenreiche Trophäe mit den sinnlichen Lippen, etwa als Bond-Girl Domino in "Sag niemals nie". Doch der Film wurde zum Fanfarenstoß für die Hollywoodkarriere der ehemaligen "Miss Junior Georgia". Und Regisseur Barry Levinson entdeckte wohl als erster, dass die Frau aus Athens nicht nur zum Pin-up-Girl taugte.

Ihr Part als Verführerin von Robert Redford in dem Baseball-Drama "Der Unbeugsame" brachte ihr eine Golden-Globe-Nominierung ein. Gewissermaßen im Vorgriff auf "L.A. Confidential" spielte sie 1986 in "Gnadenlos" ein abtrünniges Gangsterliebchen, das mit Richard Gere durch die Sümpfe Louisianas bis zum elektrisierenden Finale in New Orleans flieht. Ein erotischer Thriller, in dem die schwüle Luft nur so knistert. Zeitweise zählte Basinger zu den bestbezahlten Hollywood-Schauspielerinnen.

In Hollywood kann der Weg von der Galionsfigur zum Kassengift sehr kurz sein, zumal Basinger mit ihrer Rollenwahl nicht immer gut beraten war: Dass sie die Femme fatale in "Basic Instinct" ausschlug, machte die Kollegin Sharon Stone zum Star und schob sie selbst aufs Abstellgleis.

Außerdem endete die 1993 per Traumhochzeit geschlossene Ehe mit Baldwin nach zehn Jahren in einem fast ebenso langen Scheidungsgemetzel. Hinzu kam eine finanzielle Pleite. Sie hat sich aus dieser Talsohle befreit, obwohl ganz große Erfolge zuletzt ausblieben. Das durchaus ambitionierte Beziehungsdrama "Die Tür der Versuchung" etwa endete als Außenseitertipp.

An diesem Sonntag wird Kim Basinger unglaubliche 60 Jahre alt, und seit einiger Zeit spielt sie meist (attraktive) Mütter: die von Rapper Eminem in "8 Mile", oder die von Zac Efron in "Wie durch ein Wunder". Ihre Zeit im hellsten Rampenlicht mag vorüber sein, doch allein für Lynn Bracken wird man Kim Basinger nicht vergessen.

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