Kinderoper feiert Premiere in Bonn

Mark Daniel Hirsch inszeniert "Der Felsenjunge" im Alten Malersaal - Junge Schauspieler unterstützt von Orchester der Jungen Oper Bonn

Kinderoper feiert Premiere in Bonn
Foto: Lilian Szokody

Bonn. Eine Unterrichtsstunde, aber was für eine! Am Anfang langweilen sich die Schüler (wie meistens), am Schluss stöhnt die Klasse über Hausaufgaben (wie meistens). Dazwischen jedoch passiert das, wovon viele Schüler träumen, was in normalen Schulen aber nie passiert.

Da verwandelt sich das Klassenzimmer in die Insel Malta, da türmen sich Bänke zur steilen Küstenlandschaft auf oder bilden das verzweigte Gangsystem der berühmten unterirdischen Kultstätte "Hypogäum", da wird aus einer Bank das Bett von Josephine oder der Küchentisch bei Tante Anna und Onkel Tumas.

Eine Menge Fantasie muss man also mitbringen in der Kinder- und Jugendoper "Der Felsenjunge", die im Alten Malersaal ihre Premiere erlebte. Regisseur Mark Daniel Hirsch setzt in seiner Inszenierung die spannende Geschichte um den Flüchtlingsjungen Artan und seine gleichaltrige Retterin Josephine gleichsam in Anführungszeichen: Man sieht der Aufführung einer Aufführung zu.

Für Turbulenzen, Komik und echte Gefühle ist trotzdem gesorgt. Die Geschichte handelt von dem zwölfjährigen Mädchen Jo (gesungen von Kristina Fedotova), das in den Ferien Onkel (Dominik Söns) und Tante (Kristina Köhl) besucht. Jo freundet sich mit Andreas an (Andreas Theobald), einem deutschen Jungen, der auf der Insel seine Ferien verbringt.

Eines Tages finden die beiden am Strand den verletzten Jungen Artan (Arnold Trautwein). Aus Angst, die Polizei könnte ihn einsperren, verstecken sie ihn in einer Felsenhöhle. Artan stammt aus Bulgarien und ist mit seinem Bruder Iljas in einem Boot geflohen. Doch Iljas findet auf dem Meer den Tod, während Artan erschöpft den Strand erreicht.

Die niederländische, in Köln lebende Komponistin Camille van Lunen, hat auf der Grundlage des Jugendromans "The Rock Boy" von Jan Michael 2005 das Werk geschrieben. Treffsicher schafft sie Atmosphären und Stimmungen. Wenn etwa Jo von ihrer Clique gehänselt wird, mischen sich grelle Töne und herausfordernde Rhythmen in die Musik, die erste Begegnung mit Andreas hingegen wird von sanften Gitarren- und Blockflötenmotiven grundiert.

Wirkungsvoll auch die unheimlichen Glissandi des Chores, die Jos Alpträume untermalen. Leider wird an einigen Stellen ein bisschen viel Mobiliar geschoben, gelegt und gestellt, was die feinsinnige Musik übertönt. Schade auch, dass van Lunen ihren jugendlichen Helden nicht mehr Arien und damit mehr Opernessenz gönnt.

Lediglich Jo darf sich einmal ihre Sorge um Artan von der Seele singen. Das Orchester der Jungen Oper Bonn, bestehend aus Bonner Schülerinnen und Schülern, spielte diszipliniert und nuancenreich, die Fäden der Partitur hielt Sibylle Wagner mit präzisem Dirigat zusammen. Und Chor und Solisten, allen voran die glänzend singende Kristina Fedotova, boten eine reife Leistung.

Am Schluss findet sich eine Lösung für den von Abschiebung bedrohten Artan. Onkel Tumas und Tante Anna werden ihn adoptieren. Doch Artan, jetzt wieder Schüler, mahnt: "So einfach ist es nicht immer!". Und so lautet die Hausaufgabe, für Schüler und Publikum: "Wie sieht Artans Zukunft aus?"

Die nächsten Aufführungen: 12., 14., 20., 21., 27. und 28. Dezember.

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