Musicalklassiker in der Oper "Kiss me, Kate" ab Samstag in Bonn

Bonn · Schlag nach bei Shakespeare: Regisseur Martin Duncan über Cole Porters „Kiss me, Kate“

Bunte Kulisse: Szene aus Martin Duncans Inszenierung des Musicals „Kiss me, Kate“.

Bunte Kulisse: Szene aus Martin Duncans Inszenierung des Musicals „Kiss me, Kate“.

Foto: THILO BEU

William Shakespeares Komödie „Der Widerspenstigen Zähmung“ ist nicht eben ein Lehrstück in Sachen Emanzipation, wenn am Ende die heiratsunwillige Katharina die tiefere Einsicht gewinnen muss, dass eine Frau dazu da sei, dem Manne zu dienen und zu gehorchen. „Drum dämpft den Trotz, beugt euch dem Mann entgegen,/ Ihm unter seinen Fuß die Hand zu legen,/ Wenn er's befiehlt. Zum Zeichen meiner Pflicht,/ Verweigert meine Hand den Dienst ihm nicht“, spricht die einstmals Widerspenstige zur Genugtuung ihres künftigen Gatten Petruchio.

In Cole Porters Musical „Kiss me, Kate“, das an diesem Samstag an der Bonner Oper Premiere feiert, will eine Theatertruppe genau dieses populäre Opus von Shakespeare auf die Bühne bringen und muss dabei feststellen, dass die Frauen seit elisabethanischen Zeiten keineswegs weniger widerspenstig geworden sind. In einer berühmten Szene legt Fred, der die Rolle des Petruchio spielt und Regisseur des Stücks ist, Lilli, seine Ex-Frau und Darstellerin der Katharina, einfach mal übers Knie und versohlt ihr den Hintern.

Dem britischen Regisseur Martin Duncan, der in Bonn bereits Jonathan Doves schillernde Opernadaption von „Pinocchios Abenteuer“ auf die Bühne gebracht hat, ist es natürlich bewusst, dass die Rollenbilder alles andere als zeitgemäß sind. „Ich versuche aber nicht, der Geschichte jetzt eine ganz neue Richtung zu geben“, sagt er im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Wobei: Ein bisschen ironische Distanz zu den Inhalten möchte er schon schaffen. Und sei es durch ein Augenzwinkern. Duncan mag den politisch nicht sehr korrekten Inhalt nicht zu bierernst nehmen. Ihm geht es um den hohen Unterhaltungswert des 70 Jahre alten Stücks. „Cole Porter ist für mich einer der genialsten Songschreiber überhaupt“, sagt er. Außerdem schätze er die Anlage des Musicals als „Theater im Theater“. Daraus lassen sich hübsch Funken schlagen.

Vor drei Jahren ging die Inszenierung bereits in Dortmund über die Bühne. „Die Premiere wurde heftig bejubelt“, hieß es in der Presse. Doch das macht es für Bonn nicht einfacher: „Ich muss hier wieder ganz von vorne anfangen“, sagt Duncan. Das Bühnenpersonal ist nahezu komplett ausgewechselt. Auch die Ganoven sind neu: In Bonn sind es Michael Schanze und Hans-Jürgen Schatz, die ihre Knarren ziemlich locker sitzen haben. Und weil der Choreograf der Original-Inszenierung, Nick Winston, nicht zur Verfügung stand, musste der britische Choreograf Ste Clough die Tänze – soweit möglich – rekonstruieren und zum Teil neu kreieren. Von dem Ergebnis ist Duncan jedoch völlig begeistert, wie er sagt.

Wer in Bonn „Pinocchios Abenteuer“ gesehen hat, weiß, dass Duncan es versteht, Personen zu führen. Der Engländer ist ein Theater-Allrounder, hat an der Londoner Academy of Music and Dramatic Art studiert, komponierte zahlreiche Bühnenmusiken, als Regisseur fühlt er sich auf der Sprechbühne genauso zu Hause wie in der Oper, was er auch in Deutschland schon öfters demonstriert hat, etwa am Maxim Gorki Theater in Berlin oder an der Bayerischen Staatsoper in München. „Wenn ich mit Schauspielern und Sängern arbeite, weiß ich, wie sie fühlen“, sagt er. Schließlich habe er selbst 20 Jahre lang auf der Bühne gestanden. Für ihn gehört das Spielen zum Handwerk eines Regisseurs. Ebenso wie die Fähigkeit, eine Partitur zu lesen. Und als Musiker weiß er es besonders zu schätzen, dass das Beethoven Orchester Cole Porters Musik ebenso überzeugend über die Rampe zu bringen versteht wie Stücke klassischer Komponisten.

Oper Bonn, Samstag, 15. September, 19.30 Uhr (Premiere): „Kiss me, Kate“, Musical von Cole Porter. Karten auch für alle folgenden Vorstellungen in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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