Kunstmuseum Bonn Klanginstallation vor dem Kunstmuseum

Bonn · Schwingen, klingen, atmen: Stadtklangkünstler Andreas Oldörp präsentiert ab Sonntag, 12. August, seine Installation "2_pendulum" vor dem Kunstmuseum.

 Andreas Oldörp (links) und Philipp A. C. Klais vor zwei Orgelpfeifen.

Andreas Oldörp (links) und Philipp A. C. Klais vor zwei Orgelpfeifen.

Foto: Horst Müller

"Sie müssen am Abend und in der Nacht hier sein, das ist der Hammer", sagt der Bonner Stadtklangkünstler Andreas Oldörp. Und dann schweigt er. Und überlässt uns einem dunklen Brummen, das auch bei Tag deutlich wahrnehmbar ist. Ein angenehmer, warmer Dur-Akkord. Aber je mehr man sich auf dieses Klangerlebnis konzentriert, das nach und nach den Hof vor dem Bonner Kunstmuseum füllt, umso mehr fallen die Begleitgeräusche ins Gewicht: Der auf- und abschwellende Autolärm, das Rattern der Züge, Flugzeuge - all das nervt gewaltig und erschwert die Konzentration. Daher Oldörps Tipp, abends oder nachts zum Kunstmuseum zu gehen, um die Klanginstallation "2_pendulum" genießen zu können.

Das hätte nur den Nachteil, dass die durchaus reizvollen optischen Qualitäten von Oldörps zweiter Bonner Intervention - zuerst war der Kunstverein Ort einer Installation - dann kaum zum Zuge kämen: Fünf unterschiedlich gestimmte, unterschiedlich große Orgelpfeifen hängen an markanten Orten der Architektur von Axel Schultes. Eine minimalistische Installation, die den Raum nicht nur optisch prägt, sondern auch akustisch erfahrbar macht.

"Und dann stellt sich ein Pendeln ein", sagt Oldörp nach einer Pause, "es ist ein Schwingen, ein Klingen, ein Atmen, der Klang verbindet sich mit der Architektur." Noch vor der öffentlichen Präsentation von "2_pendulum" hat die Arbeit enthusiastische Fans gefunden. Christoph Schreier, stellvertretender Direktor des Kunstmuseums, erkennt eine "Neuvermessung des Museumsterrains" und durch die Orgelpfeifen einen ironischen Kommentar zur Institution Museum, die hier als Kultur-Kathedrale uminterpretiert werde.

Kurator Carsten Seiffarth sieht die Intention des Stadtklangkünstler-Projekts "bonnhoeren" erfüllt, das sich als "künstlerische Forschung" versteht. Freude auch bei Monika Wulf-Mathies, der Kuratoriumsvorsitzenden der Beethovenstiftung, deren Stadtklangkünstler-Reihe auch mit dem dritten Teilnehmer neue Aspekte dieser so schwierigen und fragilen Kunstform präsentiert.

Oldörp (Jahrgang 1959) hat wiederholt mit Orgelpfeifen gearbeitet, machte sinnigerweise in Bonn gleich einen Antrittsbesuch bei der renommierten Orgelbauerwerkstatt Klais. Dort traf er nicht nur auf einen engagierten Chef, Philipp A. C. Klais, und interessierte Mitarbeiter, sondern auf fünf bis zu 5,50 Meter hohe, quasi herrenlose Orgelpfeifen. Die hatte die Firma Klais im Zuge eines Renovierungsprojekts aus der Kirche St. Stephanus in Karlsruhe ausgebaut. 1959 hatte man dort eine Klais-Orgel errichtet.

Oldörp sicherte sich nicht nur die fünf Prinzipalpfeifen aus Zink, sondern auch das technische Know-how von Klais: "Hinter jeder Pfeife steckt eine kleine Orgel", sagt Klais und meint damit ein in der Wand verborgenes Gebläse, das die Pfeife zum Klingen bringt. Der Orgelbauer könnte sich gut vorstellen, die Installation dauerhaft zu präsentieren: "In der Stadt vergisst man gerne, dass Bonn eine Beethovenstadt ist, und die Orgel war das erste Instrument, das Beethoven gelernt hat."

Kunstmuseum Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 2; bis 28. Oktober. Eröffnung: Sonntag, 12. August, 16 Uhr. Am 1. September wird das Studentenprojekt "Sonotopia" auf dem Bahnhofsvorplatz gezeigt.

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