Klara Liden zeigt Arbeiten im Bonner Kunstverein

Rumpfflächen und Plündererbanden - so sperrig, originell und ein wenig düster wie die beiden Worte des Ausstellungstitels, darf man sich auch die Kunst der Kunstpreisträgerin "blauorange 2010" vorstellen.

 Bizarres Fundstück: Mülleimer in einer Installation von Klara Liden.

Bizarres Fundstück: Mülleimer in einer Installation von Klara Liden.

Foto: Franz Fischer

Bonn. Rumpfflächen und Plündererbanden - so sperrig, originell und ein wenig düster wie die beiden Worte des Ausstellungstitels, darf man sich auch die Kunst von Klara Liden vorstellen. Zur Zeit sind ihre Arbeiten im Bonner Kunstverein zu sehen.

Die Einzelausstellung gehört, neben 20 000 Euro, zur Dotierung des Kunstpreises "blauorange", den Klara Liden in diesem Jahr gewonnen hat. Der von den Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken ausgelobte Preis unterstützt junge Künstler, die in Deutschland leben und wird in enger Zusammenarbeit mit Kunstvereinen und Kunstakademien vergeben.

Mehr Info Bonner Kunstverein, Hochstadenring 22, bis 30. Januar,
Di-So 11-17, Do 11-19 UhrObwohl das Etikett "künstlerische Rebellin", das die Jury der 30-Jährigen anstecken möchte, ein wenig übertrieben scheint, ist der Eigensinn der in Berlin lebenden Schwedin nicht zu übersehen. Ihre Arbeiten beginnen, ähnlich wie die eines Street-Art-Künstlers, im Stadtraum.

Als Störerin der öffentlichen Ordnung agiert sie mit Videos, Performances und Installationen, zumeist an den gesichtslosen Unorten der Urbanität. "Die Frage, wie man sich privatisierten Stadtraum wieder aneignet, beginnt irgendwie immer mit dem Körper", sagt Liden, die Kunst und Architektur studiert hat.

Diese Aneignung geschieht quer zu gesellschaftlichen Konventionen und Sehgewohnheiten. Manchmal auch unter den Blicken verstörter Passanten, wenn Liden etwa für ihr Video "Paralyzed" ungezwungen und hemmungslos durch die U-Bahn tanzt.

Auch der Ausstellung im Kunstverein liegen solch bewegte Inbesitznahmen, die mit der Videokamera aufgenommen werden, zugrunde. Klara Liden klettert an einer Betonsäule hoch, kriecht unter die Auslegeware eines Büros oder steigt in ihrem Atelier kopfüber in den Papierkorb.

Die stark vergrößerten und deshalb unscharfen Standbilder der verschiedenen Aktionen enden schließlich als Dias in altmodischen Projektoren. Die werfen, in ratterndem Rhythmus des sich drehenden Dia-Karussells, llSchwarz-Weiß-Bilder an die Wände des Kunstvereins, aus denen man nur noch mit Mühe die verfremdete Handlung herauslesen kann.

Durch die stockenden Bewegungsabläufe der unscharfen Bilder und die mechanische Geräuschkulisse entsteht im abgedunkelten Raum eine beklemmende Atmosphäre. Wie zum Kontrast hat Klara Liden den kleinen abgetrennten Raum in der Mitte der Ausstellung hell erleuchtet. Dort hängen oder stehen neun städtische Mülleimer, die von der Künstlerin bei ihren Aufenthalten unter anderem in New York, Zürich, Berlin und Stockholm entwendet wurden.

Die absurde Versammlung der verdreckten Zeugnisse städtischer Ordnung wirkt trostlos, aber auch überraschend individualisiert. Auch in Bonn hat Klara Liden dem städtischen Zusammenhang einen Mülleimer "entnommen". Für einen Mülleimer ist das ein rasanter Aufstieg in unerwartete Kreise.

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