Final Symphony II in der Beethovenhalle Klassik für die digitale Welt

Bonn · Es ist schon ein faszinierendes Phänomen: Früher waren Computerspiele etwas für Sonderlinge oder Nerds und die Musik dazu erschöpfte sich in quäkigen Nerv-Sounds aus viel zu kleinen Lautsprechern. Heute dagegen sind Spiele für PC und Konsole ein Massenphänomen und die Musik dazu wird von Profi-Orchestern in renommierten Konzerttempeln gespielt.

 Fachmann für Computerspielemusik: Eckehard Stier.

Fachmann für Computerspielemusik: Eckehard Stier.

Foto: von Hagen

Auch beim Beethoven Orchester Bonn hat man die Zeichen der Zeit erkannt und bot mit der von Nino Kerl moderierten Weltpremiere von Final Symphony II die zweite Ausgabe der sinfonischen Version der Musik aus der Kult-Reihe Final Fantasy.

Das Publikum in der ausverkauften Beethovenhalle war naturgemäß ein anderes als bei den regulären Abo-Konzerten, die zelebrierten Rituale beim konzertanten Hochamt waren freilich im Großen wie im Kleinen die gleichen: Ouvertüre, Solokonzert und im zweiten Teil ein sinfonisches Finale. Auch die Musik ist im Grunde genommen eher konservativ: stilistisch kommt sie kaum über die Spätromantik hinaus, allenfalls ein paar impressionistische Anleihen und Stilelemente aus Filmmusik und Minimal Music kann man noch ausmachen. Diesbezüglich fällt die Bilanz also eher ernüchternd aus und vermag kaum die Faszination erklären, die sie auf ihr Publikum ausübt.

Das liegt zweifelsohne an den Spielen und ihren Schöpfern, die eine treue Fangemeinde haben. So auch die Final-Fantasy-Reihe, für die Komponisten wie Masashi Hamauzu und Nobuo Uematsu die Musik komponiert haben, die wiederum von den beiden finnischen Komponisten Jonne Valtonen und Roger Vanamo mehr oder weniger frei in das bei den Final-Symphony-Konzerten präsentierte sinfonische Gewand gekleidet wurde. Das haben sie sehr erfolgreich, effektvoll und handwerklich solide gemacht. Hier werden keine aufgeblasenen Klangtapeten produziert, sondern ausgewachsene sinfonische Werke, die eine eigenständige Geschichte erzählen. Und das Beethoven Orchester unter der Leitung von Eckehard Stier zeigte sich als ausgesprochen effektiver und beredter Erzähler. Allein der Pianist Mischa Cheung, der den Solopart in der sinfonischen Paraphrase zu Final Fantasy IX übernommen hatte, wirkte leicht unterfordert, hatte sein Part in diesem seichten Stückchen doch nicht wirklich viel Biss.

Vor allem die Schlagwerker und Bläser feierten an diesem Abend mitunter martialische Effektorgien, aber auch die Streicher standen diesen Höchstleistungen in nichts nach. Stier erwies sich als exzellenter Techniker, der den kontrollierten kollektiven Begeisterungssturm stets aufs Neue entfachte, aber auch die subtilen Schattierungen nicht vernachlässigte. Das war auch für Konzertbesucher, die keine Computerspiele kennen und "nur" wegen der Musik gekommen waren, überaus eindrucksvoll. Das Beethoven Orchester legte sich so vorbehaltlos und enthusiastisch ins Zeug, dass es allein schon deswegen ein denkwürdiger Abend war.

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