Bonner Philharmonie Klassik mit Knalleffekt: Konzert des WDR-Sinfonieorchesters

BONN · Die Seele wohnt auch bei Christoph von Dohnányi in der Brust. Da legte er im Konzert mit dem WDR-Sinfonieorchester Köln häufiger die Hand auf, wenn die berühmte Träne in den Tönen klingen sollte.

 Bei der Probe: Christoph von Dohnányi.

Bei der Probe: Christoph von Dohnányi.

Foto: Thomas Brill

50 Jahre nach seinem Antritt als Leiter des damals noch Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester genannten Klangkörpers kehrte er am Wochenende mit großartiger Musik zurück an den Rhein: Stehende Ovationen feierten diesen besonnenen Maestro. 1966 betreute dieser gemeinsam mit Hans Werner Henze die Salzburger Uraufführung der Oper "Die Bassariden", die damals vom Publikum ausgesprochen begeistert aufgenommen wurde.

Als Dohnányi vor rund zehn Jahren den Komponisten um eine Komposition für Orchester bat, überarbeitete Henze Teile seiner Oper zu einem sinfonischen Großangriff mit dem Titel "Adagio, Fuge und Mänadentanz". Henze erfindet hier eine neue Farbenlehre für sein Riesenorchester mit Harfen und Klavieren.

Er unterlegt ein Altsaxofonsolo mit dem Klingeln der Celesta, er experimentiert mit Form und Klangmischung, strukturiert klar mit Stimmungen und baut selbst Haydn'sche Knalleffekte ein: Wer sich von den imitierenden Vogelrufen einlullen ließ, den schüttelte die folgende völlig unvorbereitete Orchesterexplosion im gemütlichen philharmonischen Sessel.

Dohnányi, Jahrgang 1929, lässt selten mal Passagen laufen. Das darf er in Bruckners Vierter auch nicht, denn dann walzt sich der Riese tot. Das passierte nicht, denn der Dirigent blieb konsequent an jeder Phrase, justierte seine Voreinstellungen stetig im feinen Bereich und atmete sogar im Scherzo mit den Holzbläsern die solistischen Einsätze.

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