Bonn Klassische Philharmonie in der Beethovenhalle

BONN · Beethovens "Fünfte" solle man ruhig einmal für 100 Jahre wegsperren! In diesem Sinne soll sich einst der britische Dirigent und Kenner der Wiener Klassik Sir Thomas Beecham geäußert haben. Dass eine solche Abstinenz aber gar nicht nötig ist, um das sehr populäre Werk wieder frisch zu hören, bewiesen Dirigent Heribert Beissel und die Klassische Philharmonie Bonn mit einer bejubelten Aufführung am Freitagabend in der Beethovenhalle.

Fernab von So-klopft-das-Schicksal-an-die-Pforte-Pathos wurden Form und Struktur durchhörbar gestaltet. So wurde die gewohnte Wucht des ersten Satzes fast ins schwebend Tänzerische gewendet, was die Dramatik auf eine ganz eigene Weise sogar verstärkte.

Ein schönes Beispiel für die kammermusikalische Spielkultur der Musiker war das delikate Zwiegespräch zwischen Fagott und gezupften Streichern im dritten Satz: ein intimes Innehalten, bevor nahtlos in den triumphierend Finalsatz übergeleitet wurde.

In den gut gewählten, straff empfundenen Tempi gelang es Beissel, die Balance zwischen den treibenden und bremsenden Elementen in harmonischem Fluss zu halten.

Letzteres kam auch Schuberts "Unvollendeter" sehr zugute, die am Anfang gegeben wurde. So profitierte die filigrane Gestaltung des zweiten Satzes besonders vom zügig genommenen Tempo.

Entschlackt und jenseits aller Gefühlsduselei demonstrierten Dirigent und Orchester, dass es sich hier um ein Meisterwerk der Wiener Klassik handelt. Justus Grimm war Solist im Cello-Konzert des Beethoven- und Schubert-Bewunderers Robert Schumann.

Mit einer beglückenden Mischung aus Virtuosität und seelenvollem Spiel ließ er Schumanns Klangwelt lebendig werden, ideal getragen und ergänzt vom Orchester.

Vielleicht kommt Grimms schön singender Ton auch daher, dass er ursprünglich Sänger werden wollte. "Mein Gesangslehrer meinte aber, ich solle besser beim Cello bleiben", verriet der Künstler dem Publikum und bedankte sich mit einer Zugabe von Verdi - auf dem Cello natürlich.

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