Theater in der Pathologie in Bonn Klatsch und Tratsch im alten Paris

Bonn · „Mademoiselle Molière“ in der Pathologie ist nicht nur etwas für Menschen, die ihr Französisch aufmöbeln wollen. Die Komödie kann auch bestens unterhalten.

Szene mit Virgine Cointe und Johannes Prill. 

Szene mit Virgine Cointe und Johannes Prill. 

Foto: Pathologie

Die Pathologie zeigt das Konversationsstück „Mademoiselle Molière“, eine Komödie über das kongeniale Künstlerpaar Madeleine Béjart und Molière. Nur noch 14 Tage, bis König Louis XIV. höchstselbst bei einem Schauspiel von Jean Baptiste Poquelin, später bekannt als Molière, zu Gast ist. Zu Ehren des Königs veranstaltet dessen verschwenderischer Finanzminister ein äußerst üppiges Gartenfest mit allem, was dazu gehört. Wasserspiele, Feuerwerk und ein schier unermessliches Buffet müssen ebenso Bestandteil sein, wie Tanz, Musik und Schauspiel. Aus diesem Anlass wird die aufstrebende Theatergruppe von Madeleine Béjart (gespielt von Virgine Cointe) und Jean Baptiste (gespielt von Johannes Prill) engagiert, die auf den Durchbruch hofft. Doch beide Künstler stehen vor einem Problem: Sie können sich nicht darüber einigen, welches Stück aufgeführt werden soll. Während die proletarische Madeleine den Adel und dessen Prunksucht verachtet, fühlt sich der bourgeoise Jean Baptiste zwar geschmeichelt, aber auch restlos überfordert. Die Erwartungen und der Leistungsdruck sind groß. Klar, dass die Nerven blank liegen.

20 Jahre Beziehung: Man kennt einander

Zum Glück wissen die beiden Künstler nach 20 Jahren beruflicher und amouröser Beziehung bestens miteinander umzugehen. Man kennt seine Stärken und Schwächen. So neckt Madeleine ihren Partner, wenn dieser selbstverliebt eine Perücke hochhaltend einen fiktiven Dialog mit dem König beginnt. Prompt kehrt der Künstler auf den Boden der Tatsachen zurück, nur um gleich wieder von Madeleines Verführungskünsten aufs Neue motiviert zu werden. Mit einem Mal fliegen Jean Baptiste, der sich nun Molière nennt, die Ideen für sein neues Bühnenstück nur so zu.

„Les fâcheux“ heißt das neue Stück und erzählt von einem Liebespaar, das von neun lästigen Personen am Zusammenkommen gehindert werden soll. Alles scheint glänzend für das Künstlerpaar zu laufen. Doch wer die wahre Muße von Molières Gesinnungswandel ist, bleibt zunächst unerkannt. Wie es nämlich aussieht, hat sich Molière in Madeleines Schwester Armande (oder war es die Tochter?) verguckt und möchte sie heiraten. Ein gefundenes Fressen für den Klatsch und Tratsch in der Pariser Gesellschaft, die sich darüber das Maul zerreißt und Inzucht und Sittenverfall dahinter wittert.

Glänzend harmonierende Schauspieler

Dass die Darstellung von „Mademoiselle Molière“ mehr als gelungen ist, liegt nicht nur am glänzenden harmonierenden Schauspielgespann Virgine Cointe und Johannes Prill. Originelle Töne schlägt Regisseur Michael Policnik mit der fiktiven Instagram-Bloggerinn Valerie de Vouge an (auf humorvoll-provokative Art gespielt von Adama Mansare), die das Geschehen per Videobotschaft zwischen den Szenen kommentiert und Werbung in eigener Sache macht. Der Besuch lohnt sich nicht nur für Schulklassen. Wer einen vergnüglichen Abend verbringen möchte und seine Französischkenntnisse auffrischen möchte, dem sei das Stück empfohlen.

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