Haydn-Festival in Brühl Klavierabend von Evgeni Koroliov war feinsinnig und humorvoll zugleich

BRÜHL · Koroliov bot in der ersten Hälfte des Abends Haydn pur: die Sonaten Nr. 23 und 50, sowie, hübsch dazwischen eingerahmt, das Andante con Variazioni f-Moll (Hob. XVII:6).

Die wohl hervorstechendste Eigenschaft des russischen, seit 1978 in Hamburg lebenden und lehrenden Pianisten ist sein gänzlich uneitles und unspektakuläres Spiel: Virtuosität ist nur Mittel zum Zweck, nichts wird über Gebühr ausgereizt, wenn es denn nicht dem musikalischen Ausdruck dient.

So verwunderte es kaum, das Koroliov zwei Sonaten ausgesucht hatte, bei denen weniger die Spielereien des Humoristen Haydn im Vordergrund standen, sondern die vielmehr humorvolle, aber auch tiefsinnige Einblicke in dessen Musik erlaubten. Die F-Dur Sonate Nr. 23 beeindruckte denn auch mit präzisem Timing und musikalischem Fingerspitzengefühl, etwa im klanglich sehr subtil abgestuften Adagio oder dem hochgradig gewandten Finale.

Ungemein geistreich nahm Koroliov den Kopfsatz der C-Dur Sonate Nr. 50 in Angriff, mit luzider Klangregie das Adagio. Nach der Pause dann Franz Schuberts große A-Dur Sonate (D 959). Koroliov schien das ausufernde Opus mit gleichmütiger Eleganz zu nehmen: kraftvoll, wo das Stück es etwa im Kopfsatz erforderte, mit leichtfüßigem Humor im Scherzo und Brillanz im Finale.

Einmal wieder eine Entdeckung präsentierte Andreas Spering zum Abschluss des Haydn-Festivals: die Oper "Die wahre Treue" (La vera constanza) von Joseph Haydn, seinerzeit ein sehr erfolgreiches Opus am hofeigenen Opernhaus von Haydns Dienstherr Fürst Esterházy. Der turbulente Plot mit zahlreichen Ränkespielen, Verwirrungen und komplizierten Finten birgt alle Zutaten einer moderne Soap Opera in sich.

Auf die szenische Variante musste man im Treppenhaus von Schloss Augustusburg notgedrungen verzichten, die akustische war aber alleine schon vielversprechend genug. Das lag nicht zuletzt in der über alle Maßen hinreißenden Interpretation durch Spering und seine Mitstreiter begründet, allen voran das wirklich hervorragende Sängerensemble, die wie stets drahtig und fesselnd aufspielende Capella Augustina - und natürlich an Andreas Spering.

Sichtlich Spaß hatten die Sänger, die viel Dramatik in ihre Partien einbauten, allen voran Jan Kobow mit einer federleichten und doch gut geerdeten Tenorstimme sowie Ana Maria Labin und Hannah Morrison in weiteren Rollen. Selbst Spering-Filius Jakob war in einer kleinen Nebenrolle dabei.

Neben dieser Oper, die man getrost als Entdeckung bezeichnen darf, gab es wie immer zum Abschluss des Haydn-Festivals zahlreiche weitere Konzerte: Musik von Haydn und Georg Reutter in der Schlosskirche, Haydn-Briefe nebst Klaviermusik in der Galerie am Schloss und Bearbeitungen der sogenannten Sonnenquartette mit dem Scott Fields String Feartett. Das war nicht jedermanns Sache und wurde in der Pause vom Publikum durchaus kontrovers diskutiert.

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