Glosse Knackiger 68er

Deutschen Intellektuellen, die Angela Merkels Flüchtlingspolitik kritisieren, wird häufig unterstellt, sie seien eitle alte Männer. Eine Glosse zur Einordnung.

 68 und politisch engagiert: Der Philosoph Peter Sloterdijk.

68 und politisch engagiert: Der Philosoph Peter Sloterdijk.

Foto: picture alliance / dpa

Deutsche Intellektuelle wie Rüdiger Safranski, Peter Sloterdijk und Botho Strauß haben sich in die öffentliche Debatte über die Flüchtlingskrise eingemischt. Die Politik der Kanzlerin sehen sie kritisch. Damit haben sie neben viel Zuspruch auch Empörung und Widerspruch provoziert. Empörung und Widerspruch waren häufig verbunden mit der Vermutung, da wollten alte Männer noch einmal ins Rampenlicht. Alter wurde hier zwischen den Zeilen in einen unbewiesenen Zusammenhang gebracht mit abnehmender Debatten-, wenn nicht Zurechnungsfähigkeit.

Michael Jürgs hat das jetzt in einem Beitrag im „Tagesspiegel“ noch gesteigert, in dem er leichthin Pegida und AfD, SA und SS, Hitler und Goebbels in einen Topf warf. Er kam auch auf die Interventionen von Sloterdijk & Co. zu sprechen: „Fühlten sie sich dazu berufen oder waren sie nur beleidigt, weil keiner sie gerufen hatte in den politischen Debatten? Waren ihre Einlassungen nur der Ausdruck verletzter Eitelkeiten alter Männer, denen die Jugend zwischen Blut und Boden im märkischen Sand abhanden gekommen war?“

Wo er argumentieren müsste, psychologisiert Jürgs, ehemals Chefredakteur von „Stern“ und „Tempo“. Er sitzt übrigens im Glashaus. Jürgs, 70, sollte nicht mit dem Alter von Safranski (71) oder Botho Strauß (71) kokettieren. Schon gar nicht mit dem Alter von Peter Sloterdijk. Er ist bis zum 26. Juni ein knackiger Achtundsechziger. Der Philosoph wird weiterhin mitreden, gefragt oder ungefragt.

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