Köln verdankt ihr das Museum Ludwig

Peter und Irene Ludwig trugen ebenso leidenschaftlich wie kundig 12 000 Kunstwerke von der Antike bis zur Gegenwart zusammen. Zum Tode der bedeutenden deutschen Kunstsammlerin und Mäzenin Irene Ludwig.

Köln verdankt ihr das Museum Ludwig
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Köln. Zu Peter Ludwigs Lebzeiten waren die Rollen klar verteilt: Er, der keineswegs publikumsscheue Mäzen mit Hang zum rhetorischen Donnerschlag - sie, die stille Akteurin im Hintergrund. Seit seinem Tod 1996 führte Irene Ludwig das gemeinsame Lebenswerk auf ihre zurückhaltende Art fort. Peter und Irene Ludwig trugen ebenso leidenschaftlich wie kundig 12 000 Kunstwerke von der Antike bis zur Gegenwart zusammen.

Wobei ihnen mancher Coup mit gerade erst zum Steigflug ansetzenden Künstlern glückte. Jetzt ist die bedeutende Kunstsammlerin Irene Ludwig tot. Sie starb im Alter von 83 Jahren am Sonntag nach kurzer, schwerer Krankheit. Dies teilte die Peter und Irene Ludwig-Stiftung in Aachen mit. Irene Ludwig und ihr Mann Peter galten als Deutschlands bedeutendstes Kunstsammler-Ehepaar. Zu den herausragenden Stücken der Sammlung gehören Meisterwerke der sowjetischen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts und der Pop-Art der 60er Jahre, die durch das Ehepaar in Europa erst populär geworden ist.

So wurde 1967 das Museum Ludwig in Köln gegründet - nachdem das Ehepaar der Stadt 300 Werke von Künstlern wie Georg Baselitz, Yves Klein, Robert Morris und Gerhard Richter geschenkt hatte. Irene Ludwig stand nicht gerne im Rampenlicht. Sie stammte aus der alteingesessenen Aachener Schokoladenfabrik Monheim und wuchs mit vier Geschwistern auf. Sie studierte Kunstgeschichte an der Universität Mainz. Im Studium lernte sie Peter Ludwig kennen, den sie 1951 heiratete. Peter Ludwig trat in die Schokoladenfabrik seiner Schwiegereltern ein, wurde geschäftsführender Gesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzender.

Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit widmeten er und seine Frau sich in jeder freien Minute der Kunst. Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes vor 14 Jahren zog Irene Ludwig in dessen Büro, um sein Lebenswerk fortzuführen. 1998 gründete sie die Peter und Irene Ludwig-Stiftung und schuf damit die Basis für eine dauerhafte Unterstützung der Museen und Einrichtungen, die über wichtige Schenkungen oder Leihgaben der Sammlung verfügen. "Unsere Arbeit wird auch nach dem Tod von Irene Ludwig in ihrem Sinne weitergehen", sagte der Geschäftsführende Vorsitzende der Stiftung, Walter Queins.

Irene Ludwig erhielt viele Auszeichnungen, darunter 1978 den Professoren-Titel durch den österreichischen Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger, und den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Leihgaben und Schenkungen des Ehepaar Ludwig gibt es in mehr als 30 Museen, zwölf davon tragen den Namen Ludwig, unter anderem in Wien, Budapest, St. Petersburg, Peking, Aachen und Köln. Der rheinischen Metropole haben Peter und Irene Ludwig gleich mehrfach geholfen: Die erste Stufe dieser segensreichen "Zumutung", die große Pop-Art-Schenkung, bescherte der Stadt das Doppelmuseum, der zweite "Streich" erzwang den Auszug des Wallraf-Richartz-Museums in den Neubau.

Weitere Gaben folgten, Irene Ludwig schenkte der Kunst- und Museumsbibliothek ihre 8000 Bände umfassende Arbeitsbibliothek. Und die Stiftung Ludwig garantierte dem Kölner Haus schon Ankaufs- und Ausstellungsetat, als die anderen Museen der Stadt davon nur träumten. Der Kölner Museumsdirektor Kasper König sang stets ein Loblied auf Irene Ludwig. Sie habe sich ständig informiert und sei immer bereit gewesen, kurzfristig zu helfen. 2001 bot Irene Ludwig der Stadt Köln 774 Werke von Pablo Picasso als Schenkung an:

Es handelte sich um 49 Unikate, 29 Keramiken, 37 Papierarbeiten, 15 Druckstöcke und 681 Druckgrafiken. Dazu gehörten prominente Werke wie der "Frauenkopf, Dora Maar", "Frühstück im Grünen" und "Das karge Mahl". Die Stadt nahm das Angebot dankend an. Köln trauert um seine Ehrenbürgerin, eine unersetzliche Förderin.

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OB Jürgen Roters: "Mit dem Tod von Irene Ludwig verlieren Köln und die internationale Kunstwelt eine einzigartige Persönlichkeit der Kunstförderung und des bürgerschaftlichen Engagements. Irene Ludwig hat nicht erst nach dem Tode Ihres Gatten Peter Ludwig in einzigartiger und beispielgebender Weise die Kunstwelt gefördert und immer dafür Sorge getragen, dass Kunst zum festen Bestandteil des Gemeinwesens wurde. Das Museum Ludwig und die großen Schenkungen bilden die Grundlage für die Spitzenstellung Kölns in der internationalen Museumslandschaft der modernen Künste. Ihr menschliches Wesen, ihre Bescheidenheit im öffentlichen Auftritt und ihr großes Herz für die Menschen und die Kunst werden in Köln nie vergessen werden. Ihr bürgerschaftliches Engagement zeigt, welche große Bedeutung Mäzene für die kulturelle Identität einer Stadt haben. Die Verantwortung, die sie uns mit ihren Bildern und Kunstwerken übertragen hat, werden wir in ehrenvollem Gedenken weitertragen. Köln trauert um Irene Ludwig."

  • Kulturdezernent Georg Quander: "Der Tod von Irene Ludwig macht uns sehr betroffen. Er ist ein großer Verlust für die Kunststadt Köln und für das Museum Ludwig. In ihrer zugewandten, offenen und engagierten Art habe ich Irene Ludwig auch persönlich sehr geschätzt. Weil sie krank war, konnte sie schon nicht mehr an der Eröffnung des Rautenstrauch-Joest-Museums und Museums Schnütgen kommen. Beide Häuser haben von der Stiftung Ludwig Stücke bekommen."

(ke)

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