Kölner Kunstfälscherskandal zieht Kreise

In den deutschen Museen schauen sich die Direktoren derzeit vor allem die Rückseiten ihrer Bilder genauer an. Ein Herkunftsaufkleber auf einem vermeintlichen Werk des rheinischen Expressionisten Heinrich Campendonk führte auf die Spur eines Fälschungsskandals, der beispiellos für den internationalen Kunsthandel ist.

Kölner Kunstfälscherskandal zieht Kreise
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Köln. (dpa/ga) In den deutschen Museen schauen sich die Direktoren derzeit vor allem die Rückseiten ihrer Bilder genauer an. Ein Herkunftsaufkleber auf einem vermeintlichen Werk des rheinischen Expressionisten Heinrich Campendonk führte auf die Spur eines Fälschungsskandals, der beispiellos für den internationalen Kunsthandel ist.

Aus einer Sammlung namens Werner Jägers sollte das Gemälde "Rotes Bild mit Pferden" (1914) stammen, das beim Kölner Auktionshaus Lempertz in Köln versteigert wurde. Inzwischen laufen die Ermittlungen auf Hochtouren.

Häuser wurden durchsucht, drei Verdächtige aus der Familie Jägers festgenommen, gegen zwei weitere Personen wird ermittelt. Insgesamt seien zwölf Bilder aus der vermeintlichen Jägers-Sammlung in den Handel geschleust worden, sagt der Inhaber des Auktionshauses Lempertz, Henrik Hanstein.

Auch Christie's in London habe zwei wohl falsche Campendonks sowie ein Werk von Max Ernst versteigert, das heute im Museum Würth in Künzelsau hänge. In den Niederlanden würden weitere Bilder geprüft. Und im Duisburger Wilhelm-Lehmbruck-Museum hängt ein zweifelhaftes Werk Louis Marcoussis'.

Die Fälschungen seien "genial", sagt Hanstein. Und: "Wir haben uns alle auf maßgebliche Experten verlassen." In einer Stellungnahme heißt es: "Das Kunsthaus Lempertz ist bemüht, den Schaden für die Betroffenen zu beheben und erstattet gemäß der Versteigerungsbedingungen die eigene Kommission, kann aber nicht für fremdes Eigentum haften. Wir fühlen uns ebenso wie andere renommierte Kollegen massiv getäuscht."

Derartige Fläschungen liegen, so Lempertz, im Promillebereich. Der Berner Galerist Wolfgang Henze, der das Pechstein-Werk "Liegender Akt mit Katze" 2003 für 500 000 Euro bei Lempertz ersteigerte, sagt: "Die Fälschungen sind wirklich von höchster Qualität."

Henze hat sich dennoch einer Klage des Käufers des Campendonk-Bildes gegen Lempertz angeschlossen. Als der Verdacht der Fälschung des Pechstein-Werkes aufkam, engagierte der Kunsthändler Henze dann einen Privatdetektiv. "Nach zwei Tagen war alles klar, es gibt keine Sammlung Jägers", sagt Henze. "In diesem Fall sind die Quellen nicht einwandfrei überprüft worden."

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