Kölner Museum Ludwig zeigt "In 10 Minuten"

Zehn Minuten können wie im Flug vergehen, sie können aber auch eine Ewigkeit dauern. So gesehen ist die titelgebende Angabe "In 10 Minuten", mit der die Japanerin Suchan Kinoshita ihre Ausstellung im Kölner Museum Ludwig überschreibt, nicht sehr präzise.

Kölner Museum Ludwig zeigt "In 10 Minuten"
Foto: Museum Ludwig

Köln. Zehn Minuten können wie im Flug vergehen, sie können aber auch eine Ewigkeit dauern. So gesehen ist die titelgebende Angabe "In 10 Minuten", mit der die Japanerin Suchan Kinoshita ihre Ausstellung im Kölner Museum Ludwig überschreibt, nicht sehr präzise.

Man wird aber, das sei verraten, nicht mit zehn Minuten auskommen (und das ist gut so), so lange dauert alleine die Pause vor dem Film, den die Künstlerin gemeinsam mit Eva Mayer und Eran Schaerf gedreht hat. In einem endlosen Schwenk filmt die Kamera Demonstranten-Darsteller ab, die Fotos von Gewaltszenen aus dem Nahen Osten hochhalten.

Museum LudwigKöln; bis 30. Januar 2011. Di-So 10-18 Uhr.
Katalog (Walther König) 32 EuroSie haben sich im Kreis um die Kamera gruppiert, sehr zur Irritation der Passanten, die mit der seltsamen Performance nicht viel anzufangen wissen, so wenig wie wir mit einem Schaubild anzufangen wissen, das verschiedene Arten, ein Kopftuch zu winden, mit unterschiedlichen Berufsbildern in Beziehung setzt.

Sprachverwirrung und Bewegung sind Themen, außerdem die vergehende Zeit, die in Suchan Kinoshitas Kunst unüberhörbar gluckert, denn ihre überdimensionalen Sanduhren sind mit Flüssigkeiten gefüllt. Wie in einem Labor hat die Japanerin mit Lehrstuhl in der Kunstakademie in Münster ihre Arbeiten arrangiert.

Der mit Loch- und Dämmplatten ausgelegte und begrenzte Raum lässt tatsächlich an eine wissenschaftliche Versuchsanordnung denken. Dass sich hier und da östliche Folklore einmischt, eine reflektierende Diskokugel zur Zeitreise lädt, ohnehin witzige, ironische Details ins Auge fallen, gehört zu den bewussten Störungen der Laboratmosphäre.

Das Nervenzentrum der Schau ist ein Drehtisch mit rund 40 Gucki genannten kleinen Diabetrachtern, die manipuliert wurden und im Durchblick kleine Welten erscheinen lassen. Die Ausstellung zählt durch ihre dichte Inszenierung zu den bislang interessantesten Beiträgen des als Experimentierraum dienenden großen Oberlichtsaals des Museums.

Ein Raum, der auch über eine Zone verfügt, die mit einem langen Steg und 15 glänzend-schwarzen Solitären wie ein japanischer Steingarten, ein Ort der Zeitlosigkeit anmutet. Die Ausstellung ist Bestandteil eines mit 50 000 Euro dotierten Kunstpreises des Kuratoriums der Kunststoffindustrie, der gemeinsam an die Künstlerin und das Museum Ludwig ging. Jury-Vorsitzende Verena Auffermann lobte das "Labor für die Augen".

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