Tanzshow "Irish Celtic" Kölner Philharmonie als brodelnder Pub

Köln · Paddy hat mal einen Deutschkursus besucht. In Stuttgart. Und das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen: "Schaffe, schaffe, Häusle baue", deklamiert der knorrige irische Gastwirt, der eigentlich Jonathan Agar heißt und gebürtiger Engländer ist.

 Willkommen im Pub: Das Ensemble von "Irish Celtic" tanzt sich in der Kölner Philharmonie durch die irische Geschichte.

Willkommen im Pub: Das Ensemble von "Irish Celtic" tanzt sich in der Kölner Philharmonie durch die irische Geschichte.

Foto: Thomas Brill

Paddys Häusle ist allerdings kein geklinkertes Schwabenheim, sondern ein traditionsreicher Pub auf der Grünen Insel - das "Irish Celtic". Mit gewinnendem rauen Charme, die Whiskeyflasche stets griffbereit, führt Agar alias Paddy Flynn in der Kölner Philharmonie als Moderator durch die gleichnamige Tanzshow.

"Der Pub ist unser Wohnzimmer und unsere Kirche", erläutert Paddy eingangs die besondere Bedeutung des irischen Gasthauses, das eben sehr viel mehr ist als bloß eine Kneipe. In den irischen Pubs findet das ganze Leben statt - von der Wiege bis zur Bahre. Die Story von "Irish Celtic" passt in Blockschrift auf einen guinnessdurchtränkten Bierdeckel: Paddys Sohn Diarmuid (mit jungenhaft lässigem Charme: Diarmuid Meade) soll etwas über seine Vorfahren und die irische Geschichte lernen, die Frau fürs Leben finden und den Pub vom Herrn Papa übernehmen. Eine runde Sache in knapp zwei Stunden.

Natürlich sind die Handlungselemente, die der künstlerische Leiter Toby Gough zu Papier gebracht hat, nicht mehr als Skizzen, um die mitreißenden Tanzchoreografien des Ensembles zu transportieren. Das mystische Irland mit seinen Druiden, Geistern und nebelverhangenen Klosterruinen bietet nicht nur einem Sextett aus Tänzerinnen im Ballerinakostüm Gelegenheit zu einer berückend elfengleichen Darbietung: Kieran Brady spielt auf dem irischen Dudelsack, den Uilleann Pipes, ein Solo von leuchtender Magie.

Diarmuid tanzt gern mit einem Besen durch den Pub, was sein Vater Paddy sehr bedauert - und zu dem sarkastischen Geständnis verleitet: "Ich habe gehört, in Köln haben viele einen Besen als Frau." Die Übersetzung und das deutsche Skript stammen aus der Feder des Kabarettisten Thomas Lienenlüke. Paddy sähe also anstelle des Besens viel lieber eine schöne junge Frau an der Seite seines Sohnes. Die Tänzerin Jennifer Corless wäre diesbezüglich eine mehr als qualifizierte Kandidatin - und wie sehr das irische Blut in ihrem Körper pulsiert, wird deutlich, als sie auf der Theke des "Irish Celtic" anfängt, völlig losgelöst zu steppen. Ihre langen, glatten, dunklen Haare fliegen durch die Luft. Ihre Schuhe lassen Funken sprühen. Und ihr unglaublich schönes, unangestrengtes Lächeln zeigt, dass Tanzen ihr Lebenselixier ist.

Irische Auswanderer auf der "Titanic", die Geschichte von Diarmuids Großmutter Kitty O'Flynn zwischen zwei Männern und ein mitreißend energetischer Steppwettkampf zwischen den Jungs sind weitere Höhepunkte dieser fabelhaften Show. "Wir sind nicht nur ein Pub - wir sind Museum und Zeitmaschine", sagt Paddy und hebt lachend die Whiskeyflasche. Das ganze Leben ist ein Pub.

Vorstellungen noch am heutigen Montag (16 und 20 Uhr) in der Philharmonie. Karten in den GA-Zweigstellen und unter www.bonnticket.de.

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